Laut Arge Fahrrad und VSSÖ 05.11.2024, 10:14 Uhr

Keine „Krise des Fahrradmarkts“ in Österreich

Nach den starken Jahren 2020, 2021 und 2022 und einem erwarteten Rückgang 2023 nähere sich die österreichische Fahrradbranche wieder dem Niveau von 2019 an.
Der Absatz von (E-)Gravels ist um 37 Prozent gestiegen.
(Quelle: Privatfoto)
Von 2020 bis 2022 wurden so viele Fahrräder von der Industrie an den österreichischen Sport- und Fahrradfachhandel verkauft wie noch nie. Mit durchschnittlich 498.000 verkauften Fahrrädern war der Markt in diesen drei Jahren auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Dieses überproportionale Wachstum ist insbesondere durch pandemiebedingte Nachholeffekte und verschobene Liefer- und Orderzyklen zu begründen.
„Wenn Sie mich fragen, ob der Fahrradmarkt zusammenbricht, ist die Antwort ein klares Nein“, bestärkt Hans-Jürgen Schoder, Sprecher der Arge Fahrrad und fügt an: „Wenn man einen detaillierten Blick auf die Zahlen wirft, erkennt man schnell, dass wir von drei Jahren der Überproduktion sprechen und der Markt sich jetzt wieder auf einem natürlicheren Niveau einpendelt.“
2023 wurden rund 421.000 Fahrräder verkauft - damit nähern sich die Stückzahlen wieder dem Niveau von 2019 an – wie es die Fahrradbranche in Österreich auch erwartet hat. Für einige Händler führen höhere Lagerstände auch zu Herausforderungen. Laut aktuellen Befragungen geben allerdings 40 Prozent der Händler in Europa ihren Lagerstand für Fahrräder mit „normal“ an.

Dienstfahrräder stark nachgefragt

Eine der größten Veränderungen des Fahrradmarkts der letzten Jahre ist die hohe Nachfrage nach E-Bikes: 52 Prozent der Fahrräder, die 2023 verkauft wurden, waren E-Bikes. Der Marktanteil bei Erwachsenen-Rädern liegt sogar bei 62 Prozent. E-Bikes sind wegen ihrer Ausstattung teurer als reguläre Fahrräder. Deshalb konnte die Fahrradindustrie 2023 - mit einem 52-prozentigen Marktanteil von E-Bikes - ihren zweithöchsten Umsatz verzeichnen, seit die Arge Fahrrad und der Verband der Sportartikelerzeuger & Sportfachhändler (VSSÖ) die Verkaufszahlen für Österreich aufzeichnen. Das dritte Jahr in Folge lag der Gesamtumsatz mit Fahrrädern in Österreich über einer Milliarde Euro – Rekordniveau. 2019 lag der Gesamtumsatz noch bei knapp 700 Millionen EUR (E-Bike-Anteil: 39 Prozent).
Immer bedeutender werden für den Sport- und Fahrradfachhandel auch der Markt für hochwertiges Zubehör und Bekleidung sowie Serviceleistungen im stationären Handel. Die Werkstätten im Sport- und Fahrradfachhandel sind sehr gut ausgelastet und auf die Reparaturen von E-Bikes ausgelegt. Händler investieren hunderttausende Euros in voll ausgestattete Werkstätten und in die Aus- und Weiterbildung von technisch spezialisiertem Fachpersonal für Reparaturen und Serviceleistungen. Förderaktionen, wie der Reparaturbonus für E-Bikes und Fahrräder, beschleunigen diesen Trend.

Hohe Nachfrage nach E-Bikes und mehr

Dass das Interesse an Fahrrädern nach wie vor vorhanden ist, sieht die Fahrradbranche z.B. an der Nachfrage nach Dienstfahrradmodellen und an der E-Mobilitätsförderung. 2024 wurden bisher 5.100 Anträge zur Förderung von (E-)Fahrrädern genehmigt. Außerdem gibt es nach wie vor Fahrradtypen, die im Absatz stark steigend sind, wie beispielsweise (E-)Falträder (105 Prozent), E-Transportfahrräder (39 Prozent), (E-)Gravel-Bikes (37 Prozent) und Rennräder (10 Prozent).
Schoder schließt ab: „Ja, es ist richtig, dass auch die Fahrradindustrie und der Sport- und Fahrradhandel von den steigenden Produktions-, und Energiekosten sowie der sinkenden Nachfrage bei den Konsumentinnen und Konsumenten aufgrund Rekordinflation betroffen sind. Die Erwartungshaltung, dass es mit den Wachstumszahlen aus den Jahren der Überproduktion 2020 bis 2022 weiter geht, ist aber einfach nicht realistisch und auch nicht abbildbar für den Markt. Die aktuelle Zuspitzung und den Alarmismus geben die Zahlen der letzten Jahre - und auch die Stimmung bei den Konsumentinnen und Konsumenten im Fahrradhandel - einfach nicht her. Den ‚Zusammenbruch des Fahrradmarkts‘ gibt es in dieser Form nicht.“



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