Innovation im Versand 14.06.2019, 10:00 Uhr

Nachhaltige Verpackungen im E-Commerce

Verpackungen aus Pilzgeflecht oder Pflanzenfasern sind nachhaltig und innovativ. Doch welche Konzepte eignen sich für den Online-Handel?
(Quelle: shutterstock.com/Laymanzoom)
Nachhaltige Verpackungen treffen den Zeitgeist: Fast die Hälfte der Bürger in Deutschland betrachtet sich als Teil der Konsumgesellschaft und damit als hauptverantwortlich für den Plastikmüll in den Ozeanen. Das ergab eine Umfrage zum Deutschen Verpackungskongress 2019. Eine Konsequenz daraus ist, dass knapp ein Drittel der befragten Konsumenten mehr unverpackte Produkte kaufen und weniger im Versandhandel erwerben will.
Nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag des Verbands der Wellpappen-Industrie legen Verbraucher Wert auf recycelbare Verpackungen, die sich unkompliziert entsorgen lassen: 93 Prozent von ihnen wünschen sich Verpackungen, die sich gut recyceln lassen. Und sie „erwarten, dass sie nur aus einem Material" bestehen, sagt ­Oliver Krieg, Senior Director von Kantar Emnid und Leiter der Studie.
Eine höhere Recyclingquote als bisher soll auch mit dem Verpackungsgesetz erreicht werden, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat. Online-Händler müssen ihre Verpackungen registrieren und sich an einem dualen System zur Entsorgung beteiligen.

Online-Handel hat großen Nachholbedarf

Der Gesetzgeber fordert es und auch die Verbraucher wollen es: Shop-Betreiber sind also gut beraten, wenn sie ihre Ware so verpacken, dass die Umwelt möglichst wenig belastet wird. Doch hier besteht ­offenbar noch Nachholbedarf. Nach der Logistik-Studie des Händlerbunds haben weit weniger als die Hälfte, nämlich 38 Prozent von 513 befragten Online-Händlern, bereits nachhaltigere Verpackungen eingeführt.
Nachhaltige Verpackungen bestehen zum Beispiel aus weniger Material, verbrauchen bei der Herstellung wenig Energie und können umweltfreundlich entsorgt oder gar wiederverwendet werden.
Eine Möglichkeit, die Umwelt zu schonen, sind natürliche, biologisch abbaubare Verpackungsmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Bei der Entwicklung ­innovativer Verpackungsmaterialien werden zuweilen ungewöhnliche Wege ­beschritten: So experimentiert das US-amerikanische Unternehmen Ecovative Design mit dem Myzel von Pilzen. Die ­fadenförmigen Pilzzellen wachsen in eine vorgefertigte Form hinein und bilden ­dadurch die Verpackung.

Kompostierbare Verpackung aus Pflanzenfasern

Das Start-up Bio-Lutions aus Hamburg stellt kompostierbare Verpackungen aus Pflanzenfasern her, die bei der Ernte übrig bleiben. Tomaten etwa können in einer Schale aus Resten der Tomatenpflanze verpackt werden. Bioverpackungen für den ­E-Commerce hält das Unternehmen zwar für „perspektivisch möglich", im Moment konzentriert sich das Start-up aber auf Schalenverpackungen und Wegwerfgeschirr.
Weniger ausgefallen, dafür aber E-Commerce-tauglich, sind die Produkte von Storopack. Für Online-Händler bietet der Verpackungshersteller aus Metzingen zum Beispiel Papierpolster zum Ausfüllen von Hohlräumen an. Storopack verwendet unter anderem Papier, das zur Hälfte aus sonnengetrocknetem Gras besteht. Das wächst auf der Schwäbischen Alb, nicht weit von den Papierfabriken in Metzingen und Lenningen. Im Vergleich zu Holzfasern kann mit Gras ein Großteil an Wasser und Energie bei der Produktion eingespart werden, heißt es aus dem Unternehmen.

An der Materialmenge sparen

Ein anderer Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist, an der Materialmenge selbst zu sparen. Das Berliner Start-up Marley Spoon versendet seine Kochboxen in Kartons aus 100 Prozent recyceltem Material. Seit April verwendet das Unternehmen Kartons mit einer veränderten Struktur. „Für die alte Box wurde eine speziell für Marley Spoon angefertigte Struktur genutzt, für die in der Produktion allerdings sehr viel mehr Wellpappe gebraucht wurde. Wir sind nun auf ein Standarddesign ­umgestiegen, für das weniger Kartonage benötigt wird", sagt Miles Zornig, PR-Manager von Marley Spoon. Durch diese Optimierung konnte das Start-up das Gewicht der Kartons um 27 Prozent reduzieren und will bis Jahresende insgesamt 23 Tonnen Kartonage einsparen. Belastungstests bescheinigten den neuen Kartons sogar eine höhere Robustheit, berichtet Zornig.
eLogistics World Conference
Aktuelle Trends bei Verpackung und Versand im E-Commerce sind auch Thema auf der eLogistics World Conference am 16. und 17. Juli in München. Als Speakerin mit dabei ist unter anderem Hilka Bergmann, Leiterin Forschungsbereich Verpackung und Versand beim EHI Retail Institute e. V.
Quelle: Ebner Media Group

Bärbel Edel
Autor(in) Bärbel Edel



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