Jobrad-Initiative ServicePro24 23.05.2024, 11:23 Uhr

Tobias Hempelmann: „Einheitliche Standards helfen der Branche enorm weiter“

Jobrad hat mit der neuen Service-Initiative die Anforderungen an den Fachhandel zur Service-Prämie erhöht. Tobias Hempelmann vom Verband des Deutschen Zweiradhandels erklärt, wer davon profitiert.
Tobias Hempelmann
(Quelle: Verband des Deutschen Zweiradhandels)
Voraussetzung für die Auszahlung der Jobrad-Prämie ist eines von fünf Qualitätszertifikaten (VSF-All-Ride, Bico Top-Service-Partner, ZEG-Qualitätswerkstatt, TÜV Nord „Geprüfte Service- und Reparaturqualität“ oder Shimano Service Center). Zum anderen gibt es den Zuschuss für einen aktiven Ausbildungsbetrieb.
Tobias Hempelmann vertritt als Mitglied im Vorstand des Verbands des Deutschen Zweiradhandels 750 Fahrradhändler. Der Geschäftsführer des Traditionsgeschäfts Hempelmann Lippe Bikes (Lage bei Detmold) erklärt die Folgen für den Fachhandel. 
SAZbike: Guten Tag Herr Hempelmann, was sind die Folgen der Jobrad-Initiative für den Fachhandel? 
Tobias Hempelmann: „Wer sich um Ausbildung und Zertifizierungen kümmert, kann die entfallene Deckelung der Abzüge bei Jobrad kompensieren, unter Umständen sogar ein Plus machen. Einige Betriebe werden die aktuelle Jobrad-Änderung wohl zum Anlass nehmen, sich mit dem Thema Ausbildung und Zertifizierung erneut oder erstmalig zu beschäftigen. Wer aber nicht ausbilden kann oder will und keine Zertifizierung möchte oder schafft, für den könnte der Anreiz für das Leasing mit Jobrad oder den Service von Jobrädern sinken.“ 
SAZbike: Profitieren die Kunden und Kundinnen?
Tobias Hempelmann: „Generell profitieren nicht nur die Kunden von zertifizierten Betrieben die dazu noch ausbilden, sondern die gesamte Branche und der Händler selber tut dies nachhaltig. Generell bedeutet es aber nicht, das dadurch die Qualität steigt, aber es ist der Weg dahin. Es gibt genug unzertifizierte Betriebe, die hervorragend arbeiten, aber einheitliche Standards helfen da der Branche enorm weiter. Deutlich mehr würden die Kunden und die Werkstätten davon profitieren, und zwar sofort, wenn die Hersteller fahrzeugspezifische Inspektionslisten an den Handel verteilen würden, mit allen Drehmomenten und Teilenummern auf einen Blick, der auch vom Hersteller vorgegebene Tauschintervallen bei bestimmten Teilen berücksichtigt, teilweise ja sogar abhängig von Körpergewicht und Nutzungsdauer. Das weiß niemand auswendig, ich würde behaupten, dass das nicht jeder Betrieb auf dem Schirm hat, vor allem bei Fremdprodukten unmöglich, weil man einfach nicht an diese Informationen drankommt.“ 
SAZbike: Wieviele Betriebe sind von den beiden neuen Anforderungen betroffen? 
Tobias Hempelmann: „Zahlenmäßig ist das schwer abschätzbar, das wäre interessant ob Jobrad diese Zahlen veröffentlicht.“
SAZbike: Welches der Zertifikate ist am einfachsten zu erlangen?
Tobias Hempelmann: „Die Shimano Service-Center Zertifizierung ist mit Sicherheit die einfachste, niedrigschwelligste und am schnellsten zu erreichende Zertifizierung  und ist mit den anderen Zertifizierungen qualitativ und quantitativ nicht vergleichbar, was aber auch von seitens Shimano aus meiner Sicht gar nicht gewollt ist. Bei den übrigen Zertifizierungen lässt sich das schwer bis gar nicht objektiv beantworten, weil man ja nicht in verschiedenen Einkaufskooperationen und Verbänden gleichzeitig Mitglied ist und so der genaue Vergleich fehlt. Mein eigener Betrieb ist übrigens Shimano Service-Center und TÜV-geprüfte ZEG-Qualitätswerkstatt, was sich hervorragend ergänzt, nicht überschneidet.“
SAZbike: Herr Hempelmann, vielen Dank für das Gespräch.



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