Bilanz für 2023 12.03.2024, 13:42 Uhr

VDZ: Schwieriges Jahr, aber positive Lage im Fahrradhandel

Der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) hat Daten und Informationen zum Verlauf und zur Entwicklung des Geschäftsjahres 2023 im Fahrradfachhandel veröffentlicht. Der Umsatz konnte im Vergleich zum starken Vorjahr fast gehalten werden.
Der VDZ ordnet das Jahr 2023 für den Fahrradhandel ein.
(Quelle: Shutterstock/ARIES_SETYAWAN)
Das Jahr 2023 war laut VDZ für den Fahrradfachhandel besonders im dritten Quartal ein eher schwieriges Jahr. Wie bereits in den Vorjahren hatte die schlechte Witterung zusätzlich zu den allgemein negativen Konjunkturfaktoren einen branchenspezifischen negativen Einfluss. 
Durch das meist feuchte Wetter in den Frühjahrsmonaten startete die Saison zunächst verhalten. Dem entgegen konnten in den Sommermonaten dagegen vom Großteil der Branche leichte Umsatzsteigerungen gegenüber den Vorjahresmonaten erzielt werden. Diese Umsatzsteigerungen wurden anschließend im gesamten Bundesgebiet durch die verregneten Herbst- und Wintermonate abgelöst von starken Umsatzrückgängen. Im Jahresschnitt führte dieses dazu, dass in der Branche die Vorjahresumsätze insgesamt leicht unterschritten wurden.
Die gesamte Umsatzveränderung im Fahrradfachhandel für alle Sortimente (Fahrrad, E-Bike, Zubehör, Werkstatt usw.) beträgt für das Geschäftsjahr 2023 gegenüber 2022 zwischen null und minus fünf Prozent. Im Bereich E-Bike bleibt der Umsatz unverändert, für unmotorisierte Fahrräder steht ein Rückgang von zehn Prozent zu Buche. Die Kategorie Bekleidung, Helme, Zubehör und Teile verzeichnet ein Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent. Der Werkstattumsatz legt gegenüber 2022 um zehn bis 15 Prozent zu.
Der Marktanteil des Fahrradfachhandels liegt nach Daten des VDZ bei ca. 82 Prozent. Der Durchschnittspreis für unmotorisierte Fahrräder lag 2023 bei rund 714 Euro brutto, der Durchschnittspreis für E-Bikes bei ca. 3.570,00 Euro brutto. Der VDZ rechnet mit weiterhin steigenden Stückzahlen in der Nachfrage im E-Bike-Bereich aus.

Konsumflaute und volle Lager

Weitere negative Faktoren für die unzufriedenstellenden Umsätze in der zweiten Jahreshälfte waren die branchenübergreifende inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Verbraucher, gepaart mit Zukunftssorgen und hohen Energiepreisen. Die Liefersituation und damit die Warenverfügbarkeit kehrte sich im Vergleich zu 2022 insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2023 vollständig um und führte zu massiven Überbeständen im Fachhandel, welche durchweg zu Liquiditätsproblemen geführt haben. Die Folge: große Preisnachlässe und Rabattaktionen, vor allem im hochpreisigen und sportlichen Bereich zum Jahresende, die den Online-Handel überproportional betroffen haben.
Obwohl bei vielen Händlern kaum Stornierungen oder Verschiebungen für offene Bestellungen von den Lieferanten und Herstellern vorgenommen wurden, füllten sich bei den Lieferanten die Lager sehr schnell, was diese vor große Anforderungen an die Liquiditätslage und Lagerkapazitäten stellt. Auf der Eurobike in Frankfurt im Juli 2023 wurden entsprechend weniger Aufträge für das Jahr 2024 geschrieben.

Filialisten wachsen, Werkstatterlöse steigen

Weitere Neueröffnungen der Fachfilialisten, Sportgeschäfte und Branchenquereinsteiger wurden auch im Jahr 2023 beobachtet. Damit hat sich das Flächenangebot für die Fahrradsortimente in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Nach ersten Informationen ist auch der Umsatz im reinen Online-Handel im Jahr 2023 rückläufig gewesen, so der VDZ.
Nach Sortimenten sind bei Kinderrädern und normalen Fahrrädern sowie bei Helmen rückläufige Umsätze zu beobachten. Allerdings wurden von Werkstatterlösen, Zubehör allgemein und Gravelbikes positive Entwicklungen berichtet. Der E-Bike-Markt weist eher stabile Umsätze aus. Dies ist vor allem auf den stabilen Bereich des Dienstrad-Leasings zurückzuführen.

Fehleinschätzungen der Hersteller 

Aufseiten der Hersteller haben laut VDZ Fehleinschätzungen des Marktes, Management-Fehler und massive Überproduktion im Glauben an ewig wachsender Nachfrage in Verbindung mit Kaufzurückhaltung des Einzelhandels zu einigen Insolvenzen und Schieflagen (unter anderem Cycle Union, Prophete, Müsing oder Fahrrad.de) geführt.

Antrieb durch Leasing und Finanzierung 

Positiv beeinflusst wird der Absatz von E-Bikes durch das Absatzinstrument Leasing. Die steigende Zahl der Leasing-Finanzdienstleistung führt zu einer für die Händler unübersichtlichen Vielzahl von Anbietern, so der VDZ. Das hohe Leasing-Aufkommen stelle weiterhin hohe Ansprüche an die Administration des Fahrradfachhandels. Sowohl die Abwicklung der Verträge als auch in den Verträgen beinhaltete Werkstattleistungen (Inspektionen, Reparaturen etc.) erfordern demnach höhere personelle Aufwendungen und eine Professionalisierung des gesamten Service-Bereiches. Auch die klassische Form der Finanzierung werde weiterhin, wenn auch auf geringem Niveau, nachgefragt. 

Mehr Franchise und Filialisierung 

Das Wachstum von Franchisesystemen wie unter anderem E-Motion Vitbikes, Veloland wird weiterhin beobachtet. Die Branchenfilialisten (zum Beispiel Stadler, Lucky Bike, Little John Bikes, B.O.C. und Fahrrad XXL) wuchsen entsprechend durch neue Standorte ebenso wie Hersteller mit eignen Markenshops. In der Summe führt dies zu einem stetig steigenden Flächenwachstum für die Fahrradsortimente und somit zu einer Wettbewerbsverschärfung.

Steigende Service-Nachfrage

Die Nachfrage nach Werkstattleistungen nahm 2023 gegenüber dem Vorjahr zum Teil deutlich zu, so der Bericht des VDZ. Grund hierfür ist die steigende Fahrleistung bei E-Bikes und dem damit verbundenen Verschleiß, der zu einer hohen Nachfrage nach Wartungen und Inspektionen führt. Gegenüber den Vor-Corona-Jahren wird eine Steigerung insbesondere bei den Lohnerlösen ausgewiesen. Einen Engpass stellen die personellen Ressourcen dar. Wie in anderen Branchen auch macht sich der Fachkräftemangel im Fahrradfachhandel bemerkbar.

Fazit

Das hohe Umsatzniveau des Vorjahres konnte trotz der zahlreichen Herausforderungen fast gehalten werden. Bei allen Widrigkeiten des Jahres 2023 sieht der VDZ die Lage in der Fahrradbranche weiterhin unter anderem durch E-Bikes, Leasing und Service positiv.


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