Zum ersten Weltfahrradtag 04.06.2018, 07:15 Uhr

ADFC fordert viel mehr Geld für Radverkehr

Anlässlich des ersten UN-Weltfahrradtags organisierte der ADFC eine Sternfahrt in Berlin. Der Verband fordert ein Mobilitätsgesetz und die Versechsfachung des Budgets für Radverkehr.
Der Radschnellweg in Göttingen ist ein positives Beispiel für die Förderung des Radverkehrs.
Im April hatte die UN-Generalversammlung den 3. Juni zum Weltfahrradtag erklärt. Damit betonen die Vereinten Nationen die Bedeutung des Fahrrads für die Gesundheit der Menschen, die Lebensqualität in den Städten und das Klima weltweit. Der ADFC Berlin lud an diesem Tag zur wohl weltweit größten Fahrrad-Sternfahrt ein, um für das erste fahrradfreundliche Mobilitätsgesetz Deutschlands zu demonstrieren. Bundesweit sieht der ADFC noch viel Nachholbedarf, bis das Fahrrad sein volles Potenzial zur Entlastung der Städte entfalten kann. Er fordert mehr Platz für das Rad und 30 Euro pro Bundesbürger für bessere Radwege und Abstellanlagen.
Der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg sagt: „Deutschland steht im Vergleich zu den USA, China, Russland und vielen afrikanischen oder osteuropäischen Ländern beim Radverkehr noch relativ gut da. Aber wir sind weit davon entfernt, ein fahrradfreundliches Land zu sein. Die Überzeugten fahren trotz widriger Infrastruktur – aber die Unentschlossenen haben wir noch nicht gewonnen. Anders als die Niederlande, Dänemark und Flandern hat Deutschland noch nicht damit begonnen, die Städte vom Rad aus neu zu denken. Unser Denken und politisches Handeln ist auf eine ungesunde Weise immer noch vom Autofahren dominiert. Radfahrende werden auf minimalistische Restflächen oder an den Rand der Fahrbahn gedrängt. So lockt man keine Menschen aus dem Auto auf das Rad, so wird die Verkehrswende nicht funktionieren. Deutschland muss die Fahrradbremse lösen, dem Fahrrad mehr Platz einräumen, dann klappt’s auch mit der Stau-, Stress- und Schadstoffentlastung!“
Deutschland hat einen Radanteil von etwa 11 % am Gesamtverkehr, die Niederlande mit 27 % mehr als das Doppelte. Dass auch Deutschland in solche Dimensionen vorstoßen könnte, zeigt ein Blick in die Verkehrsstatistiken. Laut einer Studie des Fraunhofer ISI auf Basis von „Mobilität in Deutschland 2008“ sind etwa 50 % der Autofahrten kürzer als 5 Kilometer. Etwa 25 % sogar kürzer als 2 Kilometer. Das bedeutet: Jedes vierte Auto auf der Straße ist weniger als 2.000 Meter unterwegs. Der ADFC schätzt, dass jede 3. Autofahrt ohne Komforteinbußen durch eine Radfahrt ersetzbar ist.
Syberg erklärt: „Damit die Menschen gern und häufig das Auto stehen lassen, muss das Radfahren komfortabel und ohne Angst möglich sein. Dafür brauchen wir in den Städten durchgängige Netze für den Radverkehr, großzügige Abmessungen und guten Belag für Radwege. Wir brauchen freie Sichtbeziehungen an Kreuzungen und Einmündungen. Wir brauchen mehr Verkehrsberuhigung, mehr Tempo 30. Wir brauchen an allen ÖPNV-Schnittstellen und öffentlichen Einrichtungen Fahrradparkhäuser und komfortable Abstellanlagen. Für den überörtlichen Verkehr brauchen wir in allen Ballungsgebieten vier Meter breite Radschnellwege. Wir brauchen 30 Euro pro Einwohner und Jahr für das Rad – Realität sind unter fünf. Wir müssen uns trauen, den Radverkehr groß zu denken und ihm zulasten des Autoverkehrs Platz einzuräumen. Sonst wird Deutschland immer mehr ein verstopftes, gestresstes Land.“



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