Gedenkfahrt für 383 tote Radfahrer
14.05.2018, 17:05 Uhr
ADFC fordert sichere Kreuzungen und schlaue Autos
Der ADFC plant Gedenkfahrten in mehren Städten anlässlich tödlich verunglückter Radfahrer. Geschäftsführer Stork fordert verkehrspolitische Konsequenzen.
Am 16. Mai erinnern ADFC-Gruppen in Aachen, Berlin, Bonn, Köln, Leipzig, München, Oldenburg und Wiesbaden mit stillen Gedenkfahrten an die Radverkehrstoten in ihren Städten. 383 Radfahrer sind 2017 ums Leben gekommen, darunter 15 Kinder. Die häufigste Ursache sind abbiegende Lkw und Pkw. Anders als die Gesamtzahl der Verkehrstoten, nehme die Zahl der getöteten Radfahrenden seit Jahren nicht substanziell ab. Der ADFC fordert die Städte auf, dem Fahrrad mehr Platz einzuräumen und Kreuzungen nach niederländischem Vorbild für Radfahrer sicherer umzubauen. Außerdem müssten Radfahrer und Fußgänger durch aktive Bordelektronik in Lkw und Pkw besser geschützt werden.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Abbiegende Kraftfahrzeuge sind Unfall- und Todesrisiko Nummer Eins für Radfahrende. Das liegt daran, dass unsere Städte mit eingebauter Vorfahrt für das Auto gebaut sind. Der Radverkehr hat aber zugenommen, die Menschen wollen häufiger das Rad nehmen – Radinfrastruktur und Regeln sind aber nicht mitgewachsen. Die Städte müssen jetzt so umgebaut werden, dass alle sicher und komfortabel zum Ziel kommen können, egal mit welchem Verkehrsmittel.“
Der Radverkehr braucht nach Auffassung des ADFC in erster Linie mehr Platz. Das Radwegenetz müsse durchgängig und intuitiv verständlich sein, damit Radfahrer wissen, wohin sie gehören. Und Autofahrer müssten wissen, wo sie mit Radfahrern rechnen sollten. An Hauptverkehrsachsen müssen breite Radspuren mit physischen Barrieren vom Auto- und Schwerlastverkehr abgetrennt werden. Vor Kreuzungen müssen Radfahrer im Sichtbereich des Autoverkehrs geführt werden. An besonders gefährlichen Kreuzungen muss der Radweg mit Signalfarbe markiert und der Kfz-Verkehr um aufgepflasterte Eckinseln herumgeführt werden. Verkehrsberuhigung sowie getrennte Ampelphasen für Abbieger und Geradeausfahrer erhöhen die Sicherheit ebenfalls.
Stork empfiehlt: „Anstatt bei Flugtaxis und Roboterautos, sollten deutsche Ingenieure ihre Raffinesse lieber bei elektronischen Assistenzsystemen zum Schutz von ungeschützten Verkehrsteilnehmern unter Beweis stellen. Ein intelligentes Auto, ein intelligenter LKW warnt vor Radfahrern und Fußgängern im schwer einsehbaren Bereich – und führt im Ernstfall eine Notbremsung durch. Und ein intelligentes Auto hält automatisch die Geschwindigkeitsbegrenzung ein – das sind die Innovationen, die wir auf den Automessen sehen wollen. Damit Städte Orte des Lebens und nicht der Angst sind.“
Zur Unfallprävention sind laut ADFC außerdem verstärkte Kontrollen und Sanktionen notwendig, zum Beispiel für den unterlassenen Schulterblick, zu enges Überholen, das Zuparken von Radwegen aber auch das Geisterradeln auf dem Fußweg oder entgegen der Fahrtrichtung des Radweges.
Am häufigsten ereignen sich tödliche Fahrradunfälle durch Kollisionen mit Kraftfahrzeugen an Kreuzungen, der ADFC schätzt den Anteil auf etwa 60 %. Etwa jeder fünfte Todesfall ist ein Alleinunfall, also ein Unfall ohne Gegner, beispielsweise durch schlechte Wege, Hindernisse oder zu hohe Geschwindigkeit.