Forderung nach Abbiegeassistenten 14.06.2018, 11:31 Uhr

ADFC: Tödliche Unfälle mit Abbieger-LKW nehmen zu

Der ADFC prangert an, dass die Zahl der durch abbiegende Lastwagen getöteten Radfahrer drastisch steigt, obwohl erhältliche Fahrzeugtechnik das verhindern kann.
In vielen Städten erinnern weiße Fahrräder an getötete Radfahrer.
(Quelle: ADFC Berlin)
Am 16. Juni ist Tag der Verkehrssicherheit. Darum erinnert der ADFC daran, dass Frauen, Kinder und Senioren besonders häufig durch Unfälle mit Lastwagen sterben. Zuletzt kam am Mittwoch ein 8-jähriger Junge in Berlin durch einen abbiegenden LKW ums Leben. Der ADFC fordert die Nachrüstung aller Lastwagen ab 3,5 Tonnen mit elektronischen Abbiegehilfen und die Verbannung von LKW mit schlechter Sicht aus den Innenstädten.            
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Bundesverkehrsminister Scheuer macht es sich zu einfach, bei der Einführung von LKW-Abbiegeassistenten allein auf EU und UNECE zu verweisen. Bis diese lebensrettenden Systeme verpflichtend kommen, brauchen wir ad hoc-Maßnahmen! Die Städte müssen ihre Müll- und Reinigungsfahrzeuge schnellstens umrüsten, die Speditionen müssen bei öffentlichen Bauaufträgen entsprechende Auflagen bekommen. Rewe, Lidl, Aldi – die großen Lebensmittelketten müssen Verantwortung für die Verkehrssicherheit übernehmen und ihre Trucks umrüsten! LKW mit schlechter Sicht sind Todesfallen für Radfahrende und gehören verbannt!“
35% mehr Tote seit 2013
Die Zahl der durch abbiegende LKW getöteten Radfahrenden steigt seit einigen Jahren an – von 28 in 2013 auf 38 in 2017. Schuld in allen Fällen 2017 waren nach Angabenn des ADFC Lastwagenfahrer. 21 Todesfälle dieser Art gab es bereits in diesem Jahr, darunter fünf Kinder. Der ADFC rechnet 2018 mit bis zu 45 Todesfällen dieser Art. Denn sowohl der Radverkehr als auch der Straßengüterverkehr in den Städten nehmen zu.
60 % könnten durch Abbiegeassistenten verhindert werden
Laut Unfallforschung der Versicherer könnten LKW-Abbiegeassistenten 60 % dieser schweren Unfälle verhindern. Entsprechende Produkte sind sowohl für Neufahrzeuge als auch als Nachrüstsystem auf dem Markt, werden aber aus Kostengründen äußerst selten eingebaut. Stork: „Wir haben 2011 den runden Tisch Abbiegeassistent beim Bundesverkehrsministerium initiiert, wir haben wegen der jüngsten Zuspitzung der Unfallzahlen eine Task Force zur Entwicklung eines Maßnahmenplans gefordert – und der Verkehrsminister zeigt auf die EU und ein offenbar wirkungsloses Förderprogramm. Das ist verantwortungslos!“
Weitere Maßnahmen müssen nach Auffassung des ADFC die Sicherheit von Radfahrenden erhöhen. Dazu gehören getrennte Ampelschaltungen für Geradeaus- und Abbiegeverkehr, bessere Sichtbeziehungen an Kreuzungen und eine Pflicht zum Abbiegen mit Schrittgeschwindigkeit für LKW. „Wenn LKW-Fahrer mit dem sicheren Abbiegen überfordert sind, muss Technik und Regelwerk helfen!“
Radfahrern rät der ADFC an Kreuzungen und Einmündungen zu großer Vorsicht, da Kraftfahrer häufig den Schulterblick unterlassen, mit der Rundumsicht überfordert oder abgelenkt sind – und Radfahrern die Vorfahrt nehmen. Hier fordert der ADFC verstärkte polizeiliche Kontrollen und Fahrerschulungen. An Auto- und LKW-Fahrer appelliert ADFC-Bundesgeschäftsführer Stork: „Maximale Vorsicht beim Abbiegen! Ein Kraftfahrzeug kann Menschen töten, das muss bei allem Stress auf der Straße immer im Bewusstsein bleiben.“   
79.704 Radfahrer verunglückten 2017 auf deutschen Straßen, 383 von ihnen kamen zu Tode. Im Durchschnitt stirbt also in Deutschland alle 23 Stunden ein Radfahrer. An drei Vierteln der Unfälle mit Personenschaden waren ein Auto oder ein Lastwagen beteiligt. An nur einem Viertel dieser Unfälle waren Radfahrer schuld. Weitere Unfalldaten gibt es auf den Seiten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats.



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