Verkehrswende
16.04.2021, 13:30 Uhr
Changing Cities fordert Geldprämie für Bürger ohne Auto
Die Radverkehrsorganisation Changing Cities (Berlin) fordert eine Geldprämie von 1.100 Euro pro Jahr für Bürger, die auf Autos verzichten.
Mit 2.500 Euro kann man sich demnächst in Frankreich den Kauf eines E-Bikes fördern lassen – aber nur, wenn man dafür sein Auto abschafft. Die bestehende Abwrackprämie würde um den Bonus für Elektroräder erweitert, wenn der einstimmig angenommene Regierungsentwurf verabschiedet wird. Changing Cities fragt sich, warum in Deutschland Radverkehr nicht auch stärker gefördert wird.
„Wer kein Auto besitzt und sich klimafreundlich fortbewegt, wird in Deutschland bisher nicht belohnt. Wer sein klimaschädliches Verhalten aber nur geringfügig verbessert, bekommt satte Prämien: Bis zu 10.000 Euro für den Kauf eines Elektroautos. Oder man ändert sein Verhalten gar nicht und profitiert weiterhin von Dieselsubventionen, Pendlerpauschale, Dienstwagenprivileg und jeder Menge gesamtgesellschaftlicher Kosten. Genau wegen dieser falschen Anreize kommt die Verkehrswende bisher nicht voran“, kommentiert Tim Lehmann von Changing Cities.
Die Organisation bringt darum eine Freie-Straßen-Prämie ins Spiel: Wer auf ein Auto verzichtet, soll belohnt werden. Changing Cities schlägt eine Prämie von etwa 1.100 Euro pro Jahr vor. „Wir müssen innovativer werden, um den Verkehrssektor CO2-neutral zu bekommen. Finnland geht hier voran und führt gerade ein Cash for Clunkers-Programm (Bargeld für Klapperkisten) durch: Wenn Autobesitzer ihr Auto stehen lassen, erhalten sie 1.000 Euro, die für ein E-Bike oder ÖPNV-Tickets eingesetzt werden können. Auch eine Freie-Straßen-Prämie funktioniert als gezielte Förderung von nachhaltiger Mobilität“, sagt Kerstin Stark von Changing Cities.
Die Freie-Straßen-Prämie geht jedoch noch einen Schritt weiter als die Prämien in Frankreich und Finnland: Sie belohnt nicht das Abschaffen und damit implizit das vorherige Anschaffen eines Autos. Sie belohnt das freiwillige Freihalten unserer Straßen, ganz unabhängig davon, ob man dafür ein Auto abschafft oder bereits keines im Haushalt hat. „Freie Straßen als gesellschaftliches Ziel kommen allen zugute“, so Lehmann.
Um das Konzept zu verfeinern und zu optimieren, läuft momentan dieses Beteiligungsverfahren.