Senkung der Unfallzahlen
14.11.2023, 10:27 Uhr
Dekra Sicherheitsreport zeigt Chancen und Risiken von Assistenzsystemen
Der Fahrzeugdienstleister Dekra präsentierte seinen Verkehrssicherheitsreport 2023 in Brüssel. Dabei ging es auch um Verkehrssicherheit durch Assistenzsysteme. Dafür bleibt die Verantwortung beim Fahrer.
Präsentation des Dekra Verkehrssicherheitsreports 2023 in Brüssel mit Jann Fehlauer, Geschäftsführer der Dekra Automobil und Executive Vice President der Dekra Gruppe
(Quelle: Alexander Louvet / Dekra)
„Forschung und Innovation spielen eine entscheiden Rolle dabei, die ‚Vision Zero‘ zu unterstützen und die Zahl der Unfälle und Todesfälle auf unseren Straßen drastisch zu senken“. Das sagte Martin Schulte, Kabinetts-Chef der EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Bildung, anlässlich der Präsentation des Dekra Verkehrssicherheitsreports 2023 in Brüssel.
„Unser Programm ‚Horizont Europa‘ ist das größte Forschungs- und Innovations-Förderprogramm seiner Art in der Welt. Dieses Programm trägt unter anderem dazu bei, die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Dazu gehört auch ein intelligenteres und sicheres Verkehrssystem“, so Schulte weiter. Mit dem Hinweis, dass gerade bei der Entwicklung des automatisierten Fahrens die Sicherheit im Mittelpunkt stehen müsse, schlug er den Bogen zum Dekra-Verkehrssicherheitsreport. Er ist der 16. seiner Art seit 2008. Er trägt den Titel „Technik und Mensch“ und beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen mehr Sicherheit und neuen Risiken, das durch die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung der Mobilität entsteht.
Alle Beteiligten seien aufgefordert, die Potenziale zur weiteren Verbesserung der Verkehrssicherheit bestmöglich zu nutzen, so Jann Fehlauer, Geschäftsführer der Dekra Automobil GmbH bei der Präsentation des Reports. „Eine wichtige Rolle kommt dabei insbesondere den Systemen des automatisierten und vernetzten Fahrens zu.“
Indem Fahrzeuge mit Assistenzsystemen ausgestattet werden und untereinander oder mit der Infrastruktur kommunizieren, könnten gefährliche Situationen frühzeitig erkannt und Unfälle vermieden oder ihre Folgen gemindert werden, so Fehlauer.
Fehlbedienung birgt Risiken
„Grundvoraussetzung für den Einsatz von Assistenzsystemen ist, dass sie für alle Nutzer leicht verständlich sind. Ihre Bedienung darf nicht zu neuen Risiken oder Gefahren führen, mit denen die erzielten Erfolge in der Verkehrssicherheit wieder aufs Spiel gesetzt werden“, sagte Fehlauer.
Dass diese Gefahr durchaus besteht, zeigen die von Dekra exklusiv für den Verkehrssicherheitsreport durchgeführten Untersuchungen – eine Studie mit Probanden zu Bedienkonzepten im Fahrzeug sowie eine Forsa-Befragung. Die Ergebnisse werden im Report näher vorgestellt. In Fahrversuchen auf dem Gelände des Dekra Technology Centers am Lausitzring in Brandenburg wurde außerdem der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sogenannte Sensor-Dejustagen auf die Verkehrssicherheit haben können. Mit weiteren Fahrversuchen zeigten die Dekra-Experten, dass das technische Potenzial von Notbremsassistenten in Lkw nicht von allen Herstellern ausgeschöpft wird und dass manche Systeme in ihrer Wirkung durch das Verhalten des Fahrers unbeabsichtigt beeinträchtigt werden können.
Verantwortung bleibt aktuell noch beim Menschen
Doch welche Assistenzsysteme in einem Fahrzeug auch immer verbaut sein mögen: Stand heute bleibt die Verantwortung beim Menschen. So müssen Fahrerinnen und Fahrer jederzeit die volle Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr richten und bei Bedarf eingreifen beziehungsweise die Systeme übersteuern. „Gerade sehr gut und zuverlässig funktionierende Systeme insbesondere etwa in den Bereichen Abstandsregelung und Spurhalten verleiten aber viele Verkehrsteilnehmer dazu, sich auch anderen Aufgaben als dem Fahren zuzuwenden“, gab Jann Fehlauer zu bedenken.
Mehrere schwere Unfälle seien schon die Folge einer solchen Fehleinschätzung bezüglich der Systemauslegung gewesen. Kritisch könnten solche Systeme auch dann werden, wenn der Fahrer gesundheitliche Probleme bekommt und dies nicht erkannt wird. Mit weiter zunehmendem Automatisierungsgrad gehe zudem die alltägliche Fahrerfahrung zurück. „Sie ist aber gerade in den kritischen Fahrsituationen unabdingbar, in denen ein automatisiertes System wieder an den Fahrer übergibt“, so Fehlauer. Für diese Herausforderung gebe es aktuell noch keine befriedigende Lösung.
Der Verkehrssicherheitsreport 2023 „Technik und Mensch“ steht hier zum Download zur Verfügung.