Rechtliche Überprüfung
11.04.2024, 10:30 Uhr
Bundesregierung will gegen den chinesischen Online-Händler Temu vorgehen
Die Bundesregierung drängt auf Maßnahmen gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu zum Schutz vor manipulativen Kaufanreizen. Die Verbraucherzentrale prüft derzeit rechtliche Schritte.
Die Bundesregierung fordert ein entschlossenes Vorgehen gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu, dem manipulative Kaufanreize vorgeworfen werden. Staatssekretärin für Verbraucherschutz Dr. Christiane Rohleder betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Spiele, Glücksräder, Rabatt-Countdowns et cetera suggerieren unglaubliche Rabatte und Schnäppchen."
Rohleder warnt davor, dass Temu kontinuierlich neue Kaufanreize schaffe, wodurch sich ein Wandel von der reinen Bedarfsdeckung zur Bedarfsweckung vollziehe. Besonders besorgniserregend sei dies, da vor allem eine junge Zielgruppe angesprochen werde. In der EU sind derartige psychologische Tricks, bekannt als "Dark Patterns" und seit dem Inkrafttreten des Digital Services Act eigentlich untersagt. Rohleder betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Durchsetzung der bestehenden Regelungen.
Verbraucherzentrale prüft rechtliche Schritte gegen Temu
Auf Basis einer Mängelliste des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) hatte das Bundesverbraucherministerium Temu zuvor scharf kritisiert und bereits abgemahnt. Der VZBV prüft derzeit rechtliche Schritte gegen das chinesische Unternehmen.
Willkürliche Rabatte, fragwürdige Bewertungen und ein manipulatives Design zählen zu den zahlreichen Vorwürfen der Verbraucherschützer. Temu wies die Anschuldigungen zurück und argumentierte, dass viele seiner Verkäufer den stationären Handel bedienten. Die auf der Plattform angebotenen Preise beruhten auf den Preisempfehlungen dieser Geschäfte und die Einsparungen würden entsprechend hervorgehoben. Darüber hinaus spiegelten die angezeigten Bestände und Einkäufe die realen Lagerbestände wider.
Auch der deutsche Einzelhandel fordert Regeln durchzusetzen
Der Handelsverband Deutschland (HDE) forderte die Politik Anfang des Jahres ebenfalls auf, härter gegen chinesische Billigmarktplätze wie Temu anzugehen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. „Weder der europäische noch der deutsche Gesetzgeber sind in der Lage, ihre Verordnungen und Gesetze gegenüber chinesischen Unternehmen vollständig durchzusetzen“, betonte Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer, im Februar.