Cargorad-Studie aus London
18.08.2021, 10:03 Uhr
Die Decarbonisierung des Lieferverkehrs
Londoner Forscher haben mit GPS-Daten von Lastenfahrrädern ausgerechnet, wie diese Staus und Umweltverschmutzung in Städten reduzieren können. Dabei wurde die Effizienz und die Umweltverträglichkeit mit herkömmlichen Liefertransportern verglichen.
Der internationale Güterverkehr nimmt zu und damit auch die mit ihm verbundenen Probleme. Allein in London waren nach Angaben der Verkehrsforscher der Active Travel Academy von der Westminster-Universität Transporter und Lkw zwischen 2015 und 2017 in 32 Prozent aller tödlichen Kollisionen verwickelt. Hinzu kommt ein Platzproblem, gerade im urbanen Raum. Die 213.100 Kleintransporter im Besitz von Londonern belegen, wenn sie im Freien geparkt sind, rund 2,5 Millionen Quadratmeter Straßenfläche, was knapp der doppelten Größe des Londoner Hyde Parks oder etwa zwei Dritteln des Englischen Gartens in München entspricht. Die wachsende Nachfrage nach Hauslieferungen wird die Situation voraussichtlich noch zusätzlich verschlimmern. Allein die Umstellung auf umweltfreundliche E-Fahrzeuge wird diese Unfall- und Platzprobleme nicht verbessern können.
Ein Ansatz können Lastenfahrräder sein, die sich in mehreren Städten zunehmender Beliebtheit erfreuen. Als Alternative zum derzeitigen schädlichen Gütertransportmodell per Lieferwagen bieten Cargobikes die Möglichkeit für platzsparenden und umweltfreundlichen Transport. Anhand von GPS-Daten verglichen Londoner Forscher jetzt die von den Lastenfahrrädern in London zurückgelegten Strecken mit den Strecken, die ein Lieferwagen für die Zustellung derselben Pakete zurücklegen müsste.
Sie stellen fest, dass die Lastenfahrräder im Durchschnitt 1,61-mal schneller sind als die motorisierten Lieferwagen. Darüber hinaus hat der Lastenradanbieter Pedal Me in den 98 untersuchten Arbeitstagen dazu beigetragen, insgesamt 3.896 Kilogramm Kohlenstoffdioxid und über 5,5 Kilogramm Stickoxide einzusparen. Dies betrachten die Forscher als Beweis dafür, dass man mit Lastenfahrrädern viele Probleme des heutigen Lieferverkehrs lösen kann.
Der europäische Herstellerverband Leva-EU nennt auch frühere Studien, in denen geschätzt wurde, dass etwas mehr als die Hälfte der gesamten motorisierten Güterverkehrslogistik in städtischen Gebieten mit E-Lastenrädern durchgeführt werden könnte. Die Forscher schätzen, dass eine Ausweitung des Lastenradverkehrs auf zehn Prozent der derzeit in London gefahrenen Lieferwagenkilometer eine Einsparung von bis zu 133.300 Tonnen Kohlenstoffdioxid und 190,4 Tausend Kilogramm Stickoxide pro Jahr bedeuten würde. Gleichzeitig würde die Überlastung der Städte verringert und insgesamt 384.000 Quadratmeter öffentlicher Raum, der normalerweise von geparkten Lieferwagen belegt ist, sowie 16.980 Stunden Autoverkehr pro Tag eingespart.
Leva-EU schätzt, dass die 100.000 Lastenfahrräder, die zwischen 2018 und 2020 in Europa eingeführt werden, jeden Monat die gleiche Menge an CO2 einsparen, die benötigt wird, um etwa 24.000 Passagiere in 80 Flugzeugen von London nach New York und zurück zu fliegen. Die Forscher empfehlen den Ausbau des elektrischen Lastenradverkehrs in London.
Die vollständige Studie findet sich hier.