Verschiebung im Lieferantengefüge
16.07.2020, 13:40 Uhr
EU importiert 30 Prozent weniger Elektroräder
2019 schrumpften die Einfuhren von Elektrorädern in die Europäische Union um mehr als 30 Prozent auf etwas mehr als 750.000 Stück. Besonders Taiwan profitierte von den Strafzöllen gegen China.
Der Rückgang der EU-Einfuhren ging laut Leva-EU vollständig zu Lasten Chinas, dessen Export in den EU von 660.000 auf etwas mehr als 107.000 Einheiten dezimiert wurde. Am 18. Januar 2019 hatte die Europäische Kommission ihre Entscheidung zur Einführung von Antidumping- und Ausgleichszöllen auf Elektrofahrräder veröffentlicht, die sofort wirksam wurden. Der größte Gewinner dieser Entscheidung außerhalb Europas war Taiwan. Das Land exportierte 338.570 E-Bikes in die EU, 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Vietnam landete unter den Top Ten der Exporteure auf dem zweiten Platz, aber sein Export nahm kaum zu: nur 1,1 Prozent auf knapp 155.000 Stück. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das vietnamesische Ergebnis in diesem Jahr erheblich höher ausfallen wird, unter anderem aufgrund der Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit der EU.
Neue Lieferanten
Es gibt ein paar bemerkenswerte Newcomer in den Top 10. Malaysia an achter Stelle hat seinen Export in die EU von praktisch nichts auf knapp 11.000 E-Bikes angestiegen. Die Ausfuhren aus Indonesien blieben mit rund 3.500 Stück relativ niedrig, ein ähnliches Ergebnis wie der kambodschanische Export, das Land fiel vom siebten auf den neunten Platz der wichtigsten Exportländer zurück. Thailand verbuchte einen Anstieg von knapp 40 Prozent auf insgesamt fast 16.000 Elektroräder und blieb auf dem fünften Platz. Die Türkei hat es in einer Zollunion mit der EU nur in begrenztem Umfang geschafft, von den Maßnahmen gegen China zu profitieren; Sie importierte rund 13.000 E-Bikes, das waren fast 5,5 Mal mehr als 2018. Im vergangenen Jahr verlor China insgesamt 552.508 Elektrofahrräder an Volumen. Die Länder in den Top 10 (ohne die Schweiz) haben 37,7 Prozent dieses Vakuums übernommen, also 208.493 Elektroräder.
Ein erheblicher Anteil der Nachfrage wird über die in der EU seit Jahren steigende Produktion bedient, besonders aus den östlichen Mitgliedsstaaten wie Ungarn oder Bulgarien. So stieg nach Angaben des Branchenverbands Conebi die Pedelec-Produktion in der EU von 2018 auf 2019 um 60 Prozent.
Durchschnittswert
Die Schweiz ist das Land unter den Top 10, das die teuersten E-Bikes in die Europäische Union exportiert hat. Ihr Durchschnittswert lag bei 1.714 Euro, das sind 7,5 Prozent mehr. Überraschenderweise liegt Kambodscha mit 1.129 Euro auf dem zweiten Platz, fast doppelt so viel wie 2018. An dritter Stelle folgt Taiwan, das seinen Durchschnittswert nur geringfügig um 5,5 Prozent auf 1.055 Euro erhöhte. Der durchschnittliche Wert der Einfuhren aus Thailand, der Türkei und Indonesien sank um jeweils weniger als zehn Prozent auf Werte zwischen 500 und 660 Euro. Bemerkenswerterweise lag der Durchschnittswert der E-Bikes aus Japan nur bei 483 Euro und damit sehr nahe am durchschnittlichen chinesischen Wert von 443 Euro im Jahr 2018. Der durchschnittliche Wert der gesamten europäischen Einfuhren ist um 38,7 Prozent auf 836 Euro gestiegen.
Dumping?
Mit der Einführung von Zöllen auf E-Bikes aus China verlegten eine ganze Reihe chinesischer Monteure und ihre Kunden ihren Betrieb nach Taiwan. Das erklärt, warum das Importvolumen um 80 Prozent zugenommen hat. „Wenn es Dumping in einem von der EBMA argumentierten und von der Kommission gebilligten Ausmaß gegeben hätte, dann hätten diese beschuldigten chinesischen Monteure den durchschnittlichen taiwanesischen Wert nach unten gezogen. Die Tatsache, dass das Gegenteil geschehen ist, ist ziemlich bezeichnend“, so Annick Roetynck, die Sprecherin von Leva-EU.
Offensichtlich kann das, was in China heute noch produziert wird, nur noch in der niedrigsten Preisklasse liegen. Mit Antidumping- und Ausgleichszöllen von laut Leva-EU bis zu fast 80 Prozent würden in China produzierte E-Bikes aus der mittlerem und oberen Preisklasse in der EU offensichtlich unverkäuflich. Und so ist der Durchschnittswert von E-Bikes aus China um fast 42 Prozent auf 258 Euro gesunken.
EU-Ausfuhren
Im vergangenen Jahr hat die EU 138.000 E-Bikes exportiert, was einem Wachstum von fast 16 Prozent entspricht. Die drei Hauptkunden sind die Schweiz, Norwegen und die USA. Der Durchschnittswert stieg um weitere 2,7 Prozent auf 1.587 Euro. Der Gesamtwert der aus Europa exportierten E-Bikes belief sich auf 219 Millionen Euro, was einem Anstieg von 19 Prozent entspricht. Das ist immer noch etwa dreimal weniger als der Gesamtimportwert, der 2019 bei 629 Millionen Euro lag, fast vier Prozent weniger als 2018.