Schiffsumleitungen wegen Huthi-Angriffen
12.01.2024, 11:30 Uhr
Krieg im nahen Osten bringt Lieferketten in Gefahr
Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Hamas attackieren die Huthi-Rebellen Schiffe im Roten Meer. Die Umfahrung der Suezkanal-Route führt zu erheblichen Auswirkungen auf den weltweiten Handel. Ikea warnt bereits vor Lieferengpässen.
Um mögliche Angriffe von den Huthis zu umgehen, müssen Frachtschiffe aktuell die schnellere Suezkanal-Route vermeiden. Dies zieht jedoch erhebliche Verzögerungen nach sich.
(Quelle: Shutterstock/Dipix)
Die meisten der großen Frachtschiffe, die etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels durch den Suezkanal befördern, haben aktuell ihren Kurs geändert und nehmen nun einen langen Umweg um das südliche Afrika herum. Grund für diese Maßnahme sind die Angriffe der sogenannten Huthi-Rebellen, die im Rahmen des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Hamas wiederholt Schiffe angreifen, die in einer Verbindung zu Israel stehen. Am 9. Januar 2024 kam es laut Angaben des zuständigen US-Regionalkommandos zum bisher größten Angriff auf den Schiffsverkehr im Roten Meer, wobei 18 Drohnen und drei Raketen von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden seien.
In Anbetracht dieser anhaltenden Spannungen im Roten Meer müssen sich die Reedereien entscheiden, ob sie unter erhöhtem Risiko weiterfahren, Afrika umfahren oder vor Anker gehen, bis es sicher ist, das Meer wieder zu passieren. Mit Stand vom 9. Januar 2024 schätzt project44, ein Unternehmen, das sich auf Supply-Chain-Transparenz spezialisiert hat, dass insgesamt 262 Schiffe von der Krise betroffen sind. 257 Schiffe umfahren derzeit Afrika, wobei sich für die meisten die Transitzeit um sieben bis 20 Tage verlängert. Einige der Containerschiffe, die sich für eine Umleitung entschieden haben, haben ihre Geschwindigkeit erhöht, um die Verzögerungen wieder einzuholen. Dies führt zu einem erhöhten Treibstoffverbrauch, der wiederum höhere Kosten im Seetransportsektor verursacht.
Situation weckt Erinnerungen an die „Ever Given“-Krise
Das Chaos am Nadelöhr Suezkanal, der zu den stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten der Welt gehört, droht den internationalen Handel also empfindlich zu stören. Man erinnere sich nur an den Vorfall im Jahr 2021, als das japanische Containerschiffe Ever Given im Suezkanal festsaß und die Durchfahrt von Schiffen verhinderte. „Wir steuern hier auf eine ähnlich problematische Situation zu, wie damals als, die Ever Given den Suezkanal blockierte“, erklärt dazu Sebastian Frey, Geschäftsführer von MTS Sport. Er befürchtet, dass die durch den Umweg entstehenden Fracht-Verspätungen gleichzeitig auch die weltweiten Fahrpläne durcheinanderbringen. „Schiffe sind für neuerliche Abfahrten in China nicht rechtzeitig zurück (wegen der weiteren Fahrtstrecke). Wir haben teilweise schon wieder Probleme, überhaupt Platz für unsere Container zu bekommen. Und die Frachtraten haben sich schon wieder vervierfacht“, ergänzt Frey besorgt. Und in der Tat haben schon zahlreiche Reedereien angekündigt, die Frachtpreise Mitte Januar weiter anzuheben, darunter die weltgrößte Reederei MSC, Hapag Lloyd, Maersk oder auch die chinesische Reederei CMA CGM.
Spekulanten gehen davon aus, dass die Krise mindestens ein halbes Jahr andauern wird. Unternehmen wie Ikea haben bereits vor Produktengpässen gewarnt – andere Firmen dürften wohl bald folgen.
Zumindest hat der U.N. Sicherheitsrat am 10. Januar 2024 eine Abstimmung über eine Resolution angesetzt, die einen sofortigen Stopp der Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Handels- und Handelsschiffe im Raum des Roten Meeres fordern will.