Kreislaufwirtschaft
18.06.2024, 09:35 Uhr
Teurer Fahrradmüll: Die Millionenkosten der Schrottfahrräder
Buycycle, ein Online-Marktplatt für gebrauchte Fahrräder, hat in einer umfassenden Analyse die jährliche Anzahl von Schrottfahrrädern und die damit verbundenen Kosten in Deutschland untersucht und hochgerechnet.
Mancherorts sind Fahrradständer ständig voll, darum müssen Schrotträder entfernt werden.
(Quelle: Shutterstock / Yakiv Korol)
Viele Städte leiden unter großen Mengen Schrottfahrrädern, die monatelang vor sich hin rosten. Diese auch als aufgegebene Fahrräder bezeichneten Räder sorgen für Ärgernis auf dem Gehweg, verschlechtern das Stadtbild und nehmen vielerorts die oft wenig vorhandenen Stellplätze weg. Ordnungsämter stehen bei der Erfassung und Beseitigung vor großem personellen und finanziellen Aufwand.
Auffällig ist, dass es keine konkreten deutschlandweiten Zahlen zum Ausmaß des Problems gibt. Die genaue Dokumentation wäre für Behörden mit einem entsprechend hohen Zusatzaufwand verbunden. Basierend auf Hochrechnungen möchte die aktuelle Analyse eine Aussage über die Anzahl von Schrottfahrrädern auf deutschen Straßen sowie die dadurch entstehenden Kosten treffen und aufzeigen, welche Alternativen es für ausgediente Fahrräder gibt.
Über 162.000 Schrotträder pro Jahr
Nicht alle angefragten Behörden konnten genaue Zahlen nennen. Aus diesem Grund wurden für die Berechnungen auch verfügbare Daten aus der medialen Berichterstattung der letzten Jahre verwendet. Für 19 deutsche Städte ließen sich auf diese Weise Angaben zur durchschnittlichen Anzahl von Schrotträdern finden. Großstädte wie München, Hamburg oder Köln entfernen zum Beispiel jährlich weit mehr als 4.000 aufgegebene Fahrräder aus dem Stadtbild.
Die Hochrechnung basiert auf der Zahl der Schrotträder pro Stadtbevölkerung. Der Mittelwert aus den 19 Städten wurde auf die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik hochgerechnet. Dies ergibt mehr als 162.000 aufgegebene Fahrräder pro Jahr, vergleichbar mit der Einwohnerzahl von Großstädten wie Heidelberg oder Darmstadt.
- Hamburg 4.671
- Köln 4.642
- München 4.400
- Berlin 4.395
- Düsseldorf 2.400
- Hannover 1.789
- Kassel 1.500
- Frankfurt 510
- Bremen 500
- Freiburg 415
Millionenkosten für die Beseitigung
Die Beseitigung von Schrotträdern verursacht hohe Kosten. Neben Personalaufwand fallen Ausgaben für Reinigungsaktionen und Entsorgung an. Oft werden Fahrräder zwischengelagert, was zusätzliche Kosten verursacht. Laut dem Bezirksamt Berlin-Steglitz wurden 2022 von 1.920 markierten Fahrrädern nur 876 entfernt, hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Allein für die knapp 900 Fahrräder fielen bereits Kosten in Höhe von 20.000 Euro an.
Wie schon bei der Anzahl der Schrottfahrräder finden sich nur wenige Angaben zu den Kosten, die sie verursachen. Bremen veranschlagt pro Fahrrad 100 Euro, in Dresden wird mit 150 Euro pro Rad gerechnet. Basierend auf der Hochrechnung ergibt sich anhand dieser Angaben eine Kostenspanne zwischen jährlich 16 und 25 Millionen Euro. Diese Summen werden von der Allgemeinheit getragen, da die Erfassung und Beseitigung über Steuergelder finanziert wird.
Wolfgang Großmann, Geschäftsführer der P+R Park&Ride GmbH, erklärt, wieso seiner Meinung nach so viele Fahrräder auf offener Straße entsorgt werden: „Schrotträder oder sogenannte aufgegebene Fahrräder verschandeln unsere Städte und blockieren Fahrradstellplätze. Damit behindern sie aber auch den dringend notwendigen Umstieg auf das Fahrrad, weil diejenigen, die aktiv mit dem Rad unterwegs sind, keine freien Stellplätze finden. Nach unseren Erfahrungen handelt es dabei nicht nur um gestohlene oder buchstäblich vergessene Räder, oftmals ist den Eigentümerinnen und Eigentümern auch der – meist nur geringe – Aufwand, das Rad wieder fahrtüchtig zu machen, einfach zu lästig. Wir freuen uns deshalb, wenn gemeinnützige Organisationen diese Räder wieder instand setzen und an Personen weitergeben, die sie dringend benötigen. Das ist Nachhaltigkeit im besten Sinne.“
Mehr Informationen dazu und die Methodik der Studie finden sich hier.