Starker Fachhandel
16.03.2022, 12:30 Uhr
ZIV-Branchenzahlen: Fahrradindustrie hält starkes Niveau auch 2021
Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) hat am 16. März Zahlen für die deutsche Fahrradindustrie im vergangenen Jahr vorgelegt. Die Messlatte aus 2020 lag hoch.
Auch 2021 war für die Fahrradwirtschaft ein erfolgreiches Jahr.
(Quelle: Shutterstock / Vaclav Volrab)
Nach dem Rekordjahr 2020 ist auch das Jahr 2021 als Erfolg zu werten, so der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Die Zahl der verkauften E-Bikes ist von 1,95 auf 2,0 Millionen gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der verkauften Fahrräder von 3,09 auf 2,7 Millionen Stück gesunken, sodass die Zahl der verkauften Einheiten von 5,04 Millionen auf 4,7 Millionen zurückging. Sie befindet sich damit aber nach wie vor deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.
„Wir sind auf ein neues Level gesprungen“, sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork. Eine bessere Warenverfügbarkeit hätte auch hier zu höheren Verkaufszahlen geführt. Diese eingeschränkte Lieferfähigkeit und die zwischendurch verbreitete Wahrnehmung, Fahrräder seien ausverkauft, haben ein noch besseres Abschneiden verhindert. Die Hersteller konnten ihre Produktion um zehn Prozent steigern, auch aufgrund der Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Europa, sogenannte Reshoring-Effekte. Die detaillierten Marktzahlen und Grafiken dazu können in der ZIV-Präsentation eingesehen werden.
Mehr Produktion, höherer Lagerbestand
Die Inlandsproduktion lag bei 2,37 Millionen Fahrrädern. Im vergangenen Jahr (2021) wurden 1,43 Millionen Pedelecs (ein Plus von acht Prozent) und 0,94 Millionen Fahrräder (ein Plus von 13,2 Prozent) in Deutschland hergestellt. Der Wert der Fahrräder stieg auf 6,56 Milliarden Euro. Zudem wurden 4,14 Millionen Fahrräder und E-Bikes nach Deutschland importiert. Dies stellt ein Plus von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Der Export blieb mit 1,56 Millionen Einheiten praktisch unverändert.
Die gesamte Inlandsanlieferung, also die Summe von Produktion und Import abzüglich Export, stieg um 14 Prozent auf 4,94 Millionen Fahrräder (Vorjahr: 4,32 Millionen). Unter Berücksichtigung der sich nun wieder auffüllenden Lager ergibt sich laut ZIV-Bericht eine Inlandsanlieferung von 4,7 Millionen Fahrrädern. Im Vorjahr waren es 4,97 Millionen. Die Differenz von rund 240.000 Fahrrädern und Pedelecs schlage sich als Lagerbestandsveränderung nieder. Das bedeutet, dass zum Jahresende hin mehr Fahrräder produziert als verkauft wurden und interessierte Käuferinnen und Käufer zumindest zu Beginn der anstehenden Saison 2022 über eine größere Produktauswahl verfügen.
8,5 Millionen E-Bikes in Deutschland
Das Fahrrad bestätige mit diesen Zahlen seine Bedeutung für die Bevölkerung als wichtiges Verkehrsmittel und Freizeitvergnügen. Insgesamt liegt der Fahrradbestand in Deutschland nun bei 81 Millionen. Zumindest statistisch verfügen nun fast jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin über ein Fahrrad. Damit bleibt es das Verkehrsmittel mit den meisten Fahrzeugen im Bestand.
Die nun 8,5 Millionen vorhandenen Pedelecs machen das Elektrofahrrad zu einer bedeutenden Option im Pendelverkehr und in der Freizeit. Der E-Bike-Bestand liegt beim 25-fachen des E-Pkw-Bestands. „Die Fahrradindustrie hat Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität gemacht“, stellt Burkhard Stork fest, „und das ganz ohne großzügige Förderungen.“
Der Fachhandel bleibt die Nummer eins
Der Online-Handel wird immer stärker – nur nicht in der Fahrradbranche, so die Analyse des ZIV. Im vergangenen Jahr wurden Fahrräder demzufolge zum überwiegenden Teil im stationären Fachhandel verkauft. Dieser konnte seinen Marktanteil deutlich ausbauen auf 73 Prozent, während über Online-Vertriebskanäle 20 Prozent des Volumens verkauft wurden. Das beratungsintensive Produkt Fahrrad, insbesondere mit E-Antrieb, bleibe klar eine Domäne des fachkundigen Fahrradhandels.
Der durchschnittliche Verkaufspreis der Fahrräder lag im vergangenen Jahr bei 1.395 Euro. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich dieser Wert fast verdreifacht. Dieser Anstieg erklärt sich im Wesentlichen durch den stetig wachsenden Marktanteil von Pedelecs, der nun bei 43 Prozent liegt. Dieser werde absehbar in den nächsten Jahren weiter steigen.
Ausblick, Herausforderungen und Perspektiven
Die positive Entwicklung der deutschen Fahrradindustrie in den vergangenen Jahren und ihre Wirkung als Jobmotor in der heimischen Wirtschaft wird gefährdet durch den bestehenden Mangel an Arbeitskräften, schreibt der ZIV in seiner Pressemitteilung. Diese Situation werde sich absehbar weiter verschlechtern. Daher erwartet der Verband vernünftige und moderne Weiterbildungsmöglichkeiten, die auch Quereinsteigern den Wechsel in die Fahrradindustrie erleichtern, sowie eine vernünftige Einwanderungspolitik. Erst diese Voraussetzungen würden weitere Produktionssteigerungen und ein fortgesetztes Reshoring nach Deutschland ermöglichen. Grundsätzlich erwartet der Zweirad-Industrie-Verband auch für die nächsten Jahre eine hohe Nachfrage. Die Chancen, die sich daraus für eine gelingende Verkehrswende ergeben, gelte es energisch zu nutzen und zu fördern.