Moonova-Vortrag
01.03.2022, 09:55 Uhr
Das Netflix der Mobilitätsbranche
Der CEO der Automarke Lynk & Co Alain Visser möchte die Automobil- und Mobilitätsbranche verändern. Auf der Moonova erklärt er die Unternehmensziele.
„Es geht nicht darum, bessere Autos zu bringen, aber bessere Mobilität“, so Lynk & Co-CEO Alain Visser. „Spotify hat die Musikindustrie geändert, Airbnb den Tourismus. Auch wenn das arrogant klingen mag, wir möchten die Autoindustrie revolutionieren.“
Abomodell nach Netflix-Vorbild
Das Besondere an Lynk & Co ist der Mix aus verschiedenen Nutzungsmodellen. Das Unternehmen funktioniert wie ein Club: Mitglieder können wie etwa bei Netflix einen festen Betrag zahlen, für den man ein Auto (Modell 01 von Lynk & Co) samt Versicherung und Service bekommt und den man monatlich kündigen kann. Der Mindestbeitrag liegt bei 500 Euro monatlich, doch jeder Mieter und jede Mieterin kann sein Auto an andere Mitglieder „untervermieten“ und sich den Betrag so teilweise refinanzieren. So können wiederum Menschen auch dann ein Auto nutzen, wenn sie es nicht selbst mieten möchten. Für etwa 42.000 Euro kann man das Auto aber auch kaufen. Für Unternehmen gibt es die Möglichkeit, monatliche oder dauerhafte Abonnements abzuschließen. Bis jetzt gibt es nur das Modell 01 von Lynk & Co - ein Hybridwagen der in unterschiedlichen Farben, Extras und Motorausstattungen kommt. Laut Alain Visser arbeite man auch an einem reinem E-Modell, das soll allerdings erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen.
Clubs als Touchpoints
Um Mobilität erlebbar zu machen, setzt Lynk & Co auf „Clubzentralen“ in den Innenstädten. Diese sind bis jetzt in Berlin, Hamburg, München, Amsterdam, Antwerpen, Göteborg und Stockholm zu finden. Bei den Clubs geht es nicht um Vertrieb, sondern um Erlebnisse. Kunden und Kundinnen können hier Kaffee trinken, Modelabels entdecken, Dinge erleben. Dreimal pro Woche soll es abends Veranstaltungen geben, zu denen jeder kommen darf. „Es geht uns um Erfahrungen außerhalb des Autos“, sagt Visser.
Ambitionierte Unternehmensziele
„Die Welt entwickelt sich rasant, die Kundenbedürfnisse auch. Da müssen sich viele Industrien anpassen – doch die Autoindustrie tut nichts!“, so Visser. Zwischen dem, was auf der Welt passiert, und dem, was die Automobilindustrie macht, bestehe heute eine ‚große Lücke‘, sagte Visser. Vor Wettbewerbern fürchte er sich daher nicht. Aktuell sorgen aber die Chip-Probleme und Lieferschwierigkeiten auch bei Lynk & Co dafür, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Bis 2022 will man die Markenbekanntschaft zudem auf 10 Prozent verdoppeln. Dabei wirbt das Unternehmen vor allem online, in Social Media, mit Events und in den eigenen Clubs. Visser will darüber hinaus das Unternehmensmodell in naher Zukunft auch auf andere Fahrzeuge wie E-Scooter, E-Roller und E-Bikes ausweiten. Dann könnte sich Lynk & Co zum „Netflix der Mobilitätsbranche“ entwickeln.