Paris macht es vor
26.08.2021, 10:21 Uhr
ADFC fordert nächste Bundesregierung zu Tempo 30 in Städten auf
Einen Monat vor der Bundestagswahl fordert der ADFC von der nächsten Bundesregierung eine Gesetzesinitiative für Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit. Eine Initiative von ursprünglich sieben Städten, die den Vorschlag unterstützen, gewinnt neue Unterstützer.
Ab 30. August gilt auf den Straßen von Paris fast flächendeckend Tempo 30, nur auf großen Achsen ist noch Tempo 50 erlaubt. Damit stellt sich die französische Hauptstadt in eine Reihe mit Madrid, Brüssel, Grenoble, Helsinki, Lille, Zürich und Barcelona, die alle das stadtverträgliche Verkehrstempo bereits erfolgreich eingeführt haben. In Deutschland wollen mehrere Städte Tempo 30 ebenfalls großflächig einführen, allerdings verhindert das bisher die Straßenverkehrsordnung.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Tempo 30 entspannt das Leben in den Städten, es macht sie sicherer, klimafreundlicher und leiser. Wie in Paris und anderen europäischen Metropolen sollte es auch in deutschen Städten möglich sein, Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit einzuführen. Tempo 50 als zulässige Höchstgeschwindigkeit könnte dann nur noch in begründeten Ausnahmefällen angeordnet werden, beispielsweise für Hauptverkehrsachsen, an denen es schon breite Radwege gibt. Paris wird durch Tempo 30 aufblühen, und das sollten deutsche Städte auch.“
Bereits neun deutsche Städte wollen großflächig Tempo 30
Bereits im Juli dieses Jahres hatten sieben Städte – Freiburg, Leipzig, Aachen, Augsburg, Hannover, Münster, Ulm – eine Initiative zur Einführung von Tempo 30 als Standard gegründet. Jetzt wollen Darmstadt und Bonn nach Angaben des ADFC ebenfalls Tempo 30 einführen. Der ADFC setzt sich seit vielen Jahren für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit ein, um die Sicherheit von Radfahrern und Radfahrerinnen zu erhöhen. Bisher gilt innerstädtisch die am Autoverkehr orientierte Regelgeschwindigkeit Tempo 50, Tempo 30 kann nur begründet auf kurzen Abschnitten oder in wenig befahrenen Nebenstraßen angeordnet werden. An Straßen des überörtlichen Verkehrs – also an Kreis-, Landes- und Bundesstraßen – sind Tempo-30-Zonen nicht erlaubt.
ADFC fordert neue Mobilitätskonzepte statt Ausrichtung am Autoverkehr
Der ADFC setzt sich für eine grundlegende Reform des Straßenverkehrsrechts ein. Kommunen müssen die Möglichkeit bekommen, nachhaltige Mobilitätskonzepte umzusetzen, anstatt sich wie bisher einseitig an der Flüssigkeit und Leichtigkeit des KFZ-Verkehrs orientieren zu müssen. Gemeinwohl, Verkehrssicherheit, Klimaschutz und eine gesunde, nachhaltige Stadtentwicklung müssen im Zentrum stehen, so der ADFC. Dazu gehöre, dass die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Straßenverkehrsrecht neu geregelt werden.