Demo vor Bundesverwaltungsgericht 20.02.2018, 11:16 Uhr

ADFC fordert Radwege statt Fahrverbote

Am Donnerstag entscheidet das Bundesverwaltungsgericht über die Zulässigkeit von Diesel-Fahrverboten in deutschen Städten. Der ADFC stellt klare Forderungen.
Der ADFC will in Leipzig für Radwege statt Fahrverbote demonstrieren. 
Der ADFC will das Urteil mit einer großen Klingeldemonstration in Leipzig begleiten, also am Sitz des zuständigen Bundesverwaltungsgerichts. Laut Fahrradclub hätten verpestete Luft und Zwangsmaßnahmen vermieden werden können, wenn Politik und Verwaltung schon vor Jahrzehnten auf die Förderung von Alternativen zum Auto gesetzt hätten. Der Fahrrad-Club fordert Sofortinvestitionen und mehr Platz für den Radverkehr – und das verkehrspolitische Umsteuern zugunsten von Rad, Fußwegen und ÖPNV.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Jetzt rächt sich die Denkfaulheit deutscher Verkehrs- und Städtebaupolitik. Anstatt wie Dänemark und die Niederlande schon seit den 80er-Jahren auf den kräftigen Ausbau des Radverkehrs zu setzen, hat man in Deutschland weiter dem Auto als Verkehrsmittel für alle Lebenslagen gehuldigt und die Tricksereien der Automobilindustrie wohlwollend unter den Teppich gekehrt. Dass über Maßnahmen für bessere Luft und Lebensqualität jetzt Gerichte entscheiden, ist ein bitterer Treppenwitz der Geschichte. Attraktive Angebote für ÖPNV und Fahrrad sind der Halm, nach dem Politik und Verwaltung jetzt endlich greifen müssen!“
ADFC-Arbeitshilfe „Saubere Luft“
Für von Fahrverboten betroffene Städte hat der ADFC die Arbeitshilfe „Saubere Luft“ entwickelt. Sie soll über schnell umsetzbare Maßnahmen zur Fahrradförderung sowie über verfügbare Fördermöglichkeiten informieren. Zu den besonders schnell umzusetzenden Vorschlägen gehören sollen so genannte „Popup-Bikelanes“, also nur wenige Tage oder Wochen gültige Radwege, Leihrad-Angebote, bewachte Abstellanlagen an wichtigen ÖPNV-Stationen, Kaufprämien für gewerblich genutzte Lastenräder und das Freihalten von Radspuren von illegal parkenden Fahrzeugen. Stork sagt: „Natürlich schafft man mit ein paar Sofortmaßnahmen noch keine nachhaltig fahrradfreundlichen und lebenswerten Städte. Mittelfristig brauchen wir in allen Städten und Gemeinden durchgängige, top-ausgestattete Radverkehrsnetze, großzügige Fahrradparkhäuser und Abstellanlagen an den neuralgischen Punkten, Bürgermeisterinnen auf dem Rad und vieles mehr. Und, ja: Dafür wird der Autoverkehr Platz abgeben müssen.“
Jede 4. Autofahrt ist kürzer als 2 Kilometer
Deutschland habe einen Radverkehrsanteil von etwa 11 % am Gesamtverkehr, die Niederlande mit 27 % deutlich mehr als das Doppelte. Dass auch Deutschland in solche Dimensionen vorstoßen könnte, zeige ein Blick in die Verkehrsstatistiken. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts sind etwa 50 Prozent der Autofahrten kürzer als 5 Kilometer und 25 Prozent sogar kürzer als 2.000 Meter. Stork kommentiert: „Ein Wahnsinn – wir Deutschen benutzen das Auto nicht in erster Linie für unvermeidliche Fahrten über größere Distanzen und mit viel Gepäck, sondern in geradezu absurdem Ausmaß für Trips um die nächste Ecke. Das muss nicht sein! Die Menschen steigen um auf das Fahrrad, wenn man ihnen dafür einladende Verhältnisse bietet!“
Gratis-ÖPNV reicht nicht
Die aktuellen Ideen der Bundesregierung zur Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs hält der ADFC für nicht ausreichend. Stork erklärt: „Man muss ja schon dankbar sein, dass die Bundesregierung überhaupt mal über das Thema Verkehrswende nachdenkt. Aber kostenloser ÖPNV ist nicht die Silberkugel, die alle Probleme löst. Dafür ist der Nahverkehr selbst bei optimaler Förderung nicht leistungsfähig genug. Es gilt, von 160 Millionen Autofahrten pro Tag mindestens 40 Millionen zu ersetzen. Der ÖPNV wird derzeit für 24 Millionen Fahrten täglich genutzt. Eine Kapazitätssteigerung in diesem Ausmaß ist nicht darstellbar. Hier muss und kann der Radverkehr helfen!“




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