LKW-Abbiegeunfälle
13.02.2020, 10:22 Uhr
ADFC und LKW-Verband fordern gemeinsam mehr Sicherheit für Radfahrer
Der Fahrradclub ADFC und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. appellieren an die Kommunalpolitik und die Transportbranche, mehr Sicherheit für Radfahrer zu schaffen.
Die Verbände fordern geschützte Kreuzungen dieser Art (Bild zeigt Kreuzung aus Vancouver).
(Quelle: Madi Carlson / Familyride)
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die beiden Interessensverbände den sicheren Umbau von Kreuzungen, getrennte Grünphasen an Ampeln und die Ausrüstung möglichst aller Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen. Grund ist eine dramatische Entwicklung: Jedes Jahr sterben 30 bis 40 Radfahrer unter den Rädern von abbiegenden LKW. Die Zahl droht nach Einschätzung von ADFC und BGL zu steigen, denn sowohl städtischer Güterverkehr als auch Radverkehr nehmen weiter zu. Während die „Aktion Abbiegeassistent“ des Bundesverkehrsministeriums im Jahr 2019 durch erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema zu einer leichten Verbesserung der Unfallsituation geführt habe, seien 2020 schon in den ersten Wochen sechs Radfahrer und Radfahrerinnen durch abbiegende Lkw getötet worden. Hauptverursacher ist in über 90 Prozent der Fälle der LKW-Fahrer. Als Opfer überdurchschnittlich häufig betroffen sind Frauen, Kinder und Alte auf dem Rad. Auch die Angehörigen und Hinterbliebenen sowie Augenzeugen, Rettungskräfte und Polizisten am Unfallort werden durch solche Unfälle oft für Jahrzehnte traumatisiert. Das gilt auch für die betroffenen LKW-Fahrer. BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt sagt: „Deshalb kann unser gemeinsames Ziel nur ‚Vision Zero‘ – also keine Verkehrstoten und keine Schwerverletzten mehr – sein.“
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork fordert: „Die Art, wie Kreuzungen in Deutschland gestaltet sind, begünstigt schwerste Unfälle. Wenn an der Ampel Lkw und Rad direkt nebeneinander stehen und gleichzeitig Grün bekommen, ist höchste Gefahr im Verzug. Wenn dann die Person auf dem Rad geradeaus fahren will – und der LKW rechts abbiegt – entsteht eine tödliche Falle, die jährlich 30 bis 40 Menschen das Leben kostet. Kommunen dürfen diese Gefahr nicht weiter ignorieren, sondern müssen gefährliche Knotenpunkte identifizieren und sofort entschärfen!“
Und der LKW-Lobbyist Engelhardt sagt: „ADFC und BGL eint das Anliegen, die angespannte Situation auf den Straßen zu entschärfen und Radfahrende besser vor schrecklichen Kollisionen mit Lastwagen – und damit auch die LKW-Fahrer vor den traumatischen Folgen – zu schützen. Deshalb werben wir für eine sicherheitsoptimierte Radwegeinfrastruktur und fordern nicht nur unsere Mitgliedsunternehmen sondern alle LKW-Besitzer auf, zeitnah in leistungsfähige Abbiegeassistenzsysteme zu investieren, um die Unfallzahlen dauerhaft zu minimieren.“
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern ADFC und BGL:
- Kreuzungen sicher umbauen – Verkehrsströme räumlich trennen
- Grünphasen trennen – Ampelschaltungen entschärfen
- LKW-Abbiegeassistenten zum Standard machen
- Sichere Anfahrt zu Baustellen – nur konfliktarme Routen
- Toten Winkel überwinden – Verkehrsteilnehmende sensibilisieren
- Unfallforschung verbessern – Forschungslücke Kreuzungsdesign schließen