Vor Weltklimagipfel
03.11.2017, 15:48 Uhr
ADFC: Radverkehr kann 11 % CO2 einsparen
Durch mehr Radverkehr kann Deutschland nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) jährlich mindestens drei Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Das zeige eine Studie des Umweltbundesamtes, auf die der ADFC im Vorfeld des Weltklimagipfels hinweist. Durch die Dominanz der Autoindustrie in der verkehrspolitischen Debatte werden die Potentiale des Radverkehrs bei der Erreichung der Klimaziele bisher sträflich vernachlässigt, so der ADFC. Das Thema Radverkehr müsse als Treiber der Verkehrswende mit in die Koalitionsverhandlungen, fordert der Fahrrad-Club.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Deutschland hat verlernt, Mobilität ohne Motor zu denken. Der beste alternative Antrieb sind aber die eigenen Beine! Wenn man für das Radfahren komfortable Infrastruktur-Angebote macht, kann man bis zu 11 % der CO2-Emissionen des Personenverkehrs einsparen. Allein Kopenhagen vermeidet 90.000 Tonnen CO2 pro Jahr durch seine top-ausgebaute Radinfrastruktur. Ganz ohne Askese und Umerziehungsprogramme für die Bürger.“
55 Milliarden Autokilometer p.a. durch Rad ersetzbar
Aktuell hat das Fahrrad in Deutschland nach Angaben des ADFC einen Anteil von rund 11 % am Gesamtverkehr. Eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass eine Erhöhung des Radverkehrsanteils auf 21 % bis zu 39 Millionen Autokilometer pro Tag ersetzen würde. Die CO2-Emissionen ließen sich so um 3 Millionen Tonnen p.a. reduzieren. Dieses Ziel ist nicht illusorisch: Die Niederlande haben bereits jetzt durch die konsequente Förderung des Radverkehrs einen Rad-Anteil von 27 Prozent am Gesamtverkehr. Wenn alle Potenziale des Rades ausgeschöpft würden, könnte das Fahrrad in Deutschland fast jeden dritten mit dem Auto gefahrenen Weg ersetzen, besagt die Studie. Das entspräche bis zu 11 Prozent weniger CO2-Ausstoß durch 55 Milliarden eingesparte Autokilometer im Jahr. Stork: „Das Fahrrad kann einen erheblichen Beitrag zur CO2-Reduzierung im Verkehrssektor leisten! Man muss es nur wollen!“
Voraussetzung: Umbau der Städte
Er meint allerdings, es sei die auto-optimierte Infrastruktur der meisten deutschen Städte und Regionen. Diese verhindere eine dynamische Steigerung des Radverkehrsanteils. Stork sagt: „Radfahren im Alltag ist in Deutschland fast immer die unkomfortablere Alternative. Radwege sind entweder nicht vorhanden oder holprig und schmal, wechseln vom Bordstein auf die Fahrbahn, enden unvermittelt, werden zugeparkt oder durch Baustellen, Poller und Werbeschilder zum Slalomparcours degradiert. Grund ist, dass der Platz für den Autoverkehr mit Klauen und Zähnen verteidigt wird. Aber so kommt man mit der Verkehrswende nicht voran. Verkehrsplanung der Zukunft priorisiert Rad, Fuß und ÖPNV, reduziert Kfz-Verkehrsflächen, legt durchgängige Netze aus breiten, komfortablen Radwegen an – und setzt alles daran, den Bürgern die Alternativen zum Auto so schmackhaft wie möglich zu machen. Dass wir außerdem weniger und zugleich effizientere und emissionsärmere Autos brauchen, steht außer Frage.“
Fahrrad-Konvoi zum Weltklimagipfel
ADFC, Greenpeace und weitere Organisationen laden am 4. November zu einer Fahrrad-Demo für die Verkehrswende ein. Geplant ist, mit Hunderten Zweirad-Enthusiasten über die Autobahn A555 von Köln nach Bonn zu einer Kundgebung zum Weltklimagipfel zu radeln.