Umweltfreundliche Mobilität 15.12.2021, 17:41 Uhr

EU plant viel mehr Radverkehr

Europas Fahrradverbände loben eine Mobilitätsinitiative der EU-Kommission als das bisher stärkste Engagement der Europäischen Union für den Radverkehr.
Die EU-Kommission will den Radverkehr stark fördern.
(Quelle: Shutterstock / symbiot)
Am 14. Dezember stellte die Europäische Kommission ihr Paket „Effiziente und umweltfreundliche Mobilität“ vor. Es enthält Gesetzesvorschläge zum transeuropäischen Verkehrsnetz und zur Richtlinie über intelligente Verkehrssysteme sowie eine Mitteilung über einen neuen europäischen Rahmen für die Mobilität in der Stadt.
Die European Cyclists' Federation (ECF), Cycling Industries Europe (CIE) und die Confederation of the European Bicycle Industry (Conebi) begrüßen dieses Paket, weil es den Radverkehr priorisiert, und zwar lokal, national sowie in der gesamten Europäischen Union. Die Verbände verstehen dies als Ergebnis von zwei Jahren gezielter Lobbyarbeit.

Nachhaltige Mobilität in Städten

Auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Pakets erklärte der Exekutivvizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, dass „der neue Rahmen für die urbane Mobilität im Detail festlegt, wie die Städte den emissionsfreien öffentlichen Verkehr ausbauen, mehr und bessere Infrastrukturen für den Fuß- und Radverkehr einrichten und die Autos umweltfreundlicher machen werden“, wobei das gesamte Paket die europäische Mobilität „auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft“ bringt.
Jill Warren, CEO der European Cyclists‘ Federation (ECF): „Wir setzen uns seit langem dafür ein, dass das sichere Radfahren neben dem Zufußgehen, dem öffentlichen Verkehr und gemeinsamen Mobilitätsdiensten eindeutig Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr erhält. Zum Wohle der Radfahrer in Europa und derjenigen, die es gerne wären, begrüßen wir das bisher stärkste Engagement der Kommission für den Radverkehr. Dies ist ein echter Fortschritt für die europäischen Radfahrerverbände, aber auch für alle Befürworter und städtischen Beamten, die sich dafür eingesetzt haben, zu zeigen, was der Radverkehr für die Städte leisten kann.“
Viele seit langem bestehende Forderungen der Fahrradverbände finden sich in dem Paket wieder, so der ECF. Am wichtigsten sei, dass der neue Europäische Rahmen für urbane Mobilität besagt, dass „auf nationaler und lokaler Ebene der Entwicklung des öffentlichen Verkehrs, des Fuß- und Radverkehrs sowie vernetzter, gemeinsam genutzter Mobilitätsdienste klare Priorität eingeräumt werden sollte.“ Erstmals priorisiert damit die Europäische Kommission Investitionen in diese Verkehrsträger.

Radverkehr und Fahrradindustrie in Europa fördern

Zu den Elementen des Pakets, die ECF, CIE und Conebi besonders begrüßen, gehören:
  • die allgemeine Priorisierung von Rad- und Fußwegen und des öffentlichen Verkehrs
  • die Aufforderung an die Städte, den Radverkehr in der städtischen Mobilitätspolitik „auf allen Ebenen der Verwaltung und Finanzierung, der Verkehrsplanung, der Sensibilisierung, der Zuweisung von Raum, der Sicherheitsvorschriften und der angemessenen Infrastruktur“ angemessen zu berücksichtigen
  • der Vorschlag, von den städtischen Knotenpunkten des transeuropäischen Verkehrsnetzes zu verlangen, den Radverkehrsanteil zu erhöhen
  • die Aufforderung an die Verordnung zum transeuropäischen Verkehrsnetz, die Kontinuität und Zugänglichkeit der Fahrradinfrastruktur zu erhalten
  • die Anerkennung der Notwendigkeit, den Einsatz von Lastenfahrrädern und E-Lastenfahrrädern für die städtische Logistik und die Zustellung auf der letzten Meile zu beschleunigen
  • die Erkenntnis, dass E-Bikes und E-Lastenräder als „das am schnellsten wachsende Segment der E-Mobilität in Europa“ nicht nur zu einem Anstieg der Zahl und der Länge der Radfahrten, sondern auch zur starken industriellen Führung der europäischen Fahrradindustrie beitragen
  • die Forderung nach einer besseren Integration zwischen öffentlichem Verkehr einerseits und gemeinsam genutzten Mobilitätsdienstleistungen und aktiver Mobilität andererseits
  • die Forderung, Radfahrern und Fußgängern ausreichend Platz auf der Straße einzuräumen, unter anderem durch eine sichere und getrennte Infrastruktur
  • die Absicht, ein Programm zur Erhebung von Daten über die Mobilität in der Stadt für harmonisierte Indikatoren, einschließlich des Anteils der Verkehrsträger, aufzulegen
  • dass die überarbeitete IVS-Richtlinie einen erweiterten Anwendungsbereich hat, der eine nahtlose Multimodalität fordert, bei der für jeden Streckenabschnitt das effizienteste Verkehrsmittel genutzt wird – ein Ziel, das mit dem Fahrrad erreicht werden kann.

Positiv gestimmte Verbände

Kevin Mayne, CEO von Cycling Industries Europe: „Die europäischen Fahrradunternehmen sind weltweit führend in der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die die urbane Mobilität verändern können. Ich freue mich, dass ihr Erfolg endlich von der Europäischen Kommission als Priorität für die künftige Politik anerkannt wird. Mit E-Bikes, Lastenrädern, Bike-Sharing, vernetzten Diensten und Verpflichtungen zum Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur wird dies unserer Meinung nach die Grundlage für mehr Möglichkeiten und Vorteile für den gesamten Sektor schaffen.“
Manuel Marsilio, Generaldirektor der Confederation of the European Bicycle Industry (Conebi): „Das von der Kommission veröffentlichte Paket gibt uns die Zuversicht, dass das Ökosystem Fahrrad als zentrales Element des laufenden Mobilitätswandels weiter gefördert werden kann. Mit der Beschreibung von E-Bikes als das ,am schnellsten wachsende Segment der Elektromobilität in Europa‘ und der Anerkennung, dass die EU eine starke industrielle Basis für Fahrradtechnologien entwickelt, wurde die Industrie erneut als wichtiger Akteur im EU-Entscheidungsprozess anerkannt. Wir müssen die Aufmerksamkeit der EU aufrechterhalten und werden weiterhin mit unseren Partnern, die sich für den Radverkehr einsetzen, zusammenarbeiten, um dies zu erreichen."
Die Radverkehrsverbände ECF, CIE und Conebi loben die Chancen für die weitere Entwicklung des Radverkehrs. Wie immer wird viel davon abhängen, ob, wie und wie schnell diese Vorschläge in den kommenden Monaten und Jahren tatsächlich umgesetzt werden.



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