Studie zum Weltfahrradtag
24.05.2022, 14:20 Uhr
Sicherheitsbedenken halten vom Radfahren ab
Die Deutschen kennen die Vorteile des Radverkehrs, Sicherheitsbedenken halten jedoch viele vom Radfahren ab. Darum fordern sie sichere Radwege.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos (Institut für Politik- und Sozialforschung), die anlässlich des Weltfahrradtages in 28 Ländern durchgeführt wurde. Demnach sind drei Viertel aller Deutschen der Ansicht, dass dem Fahrrad eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Verkehrsaufkommens (75 Prozent) und der Verringerung von Treibhausgasen (77 Prozent) zukommt. Weltweit ist der Anteil derjenigen, für die Radfahren eine wichtige Rolle bei der Verkehrs- (80 Prozent) und Emissionsreduktion (86 Prozent) spielt, sogar noch etwas größer. Trotzdem wird das Fahrrad in den meisten Ländern selbst für kurze Strecken erstaunlich selten als bevorzugtes Fortbewegungsmittel genutzt. Wohl auch, weil viele Menschen das Radfahren in ihrer näheren Umgebung für zu gefährlich erachten.
Auto sogar bei kurzen Strecken beliebter als das Fahrrad
Weltweit nutzen lediglich 14 Prozent der Befragten am häufigsten das Fahrrad, um in ihrer Wohngegend kurze Strecken bis zu zwei Kilometern zurückzulegen. Die Unterschiede im Mobilitätsverhalten der Menschen zwischen den untersuchten Ländern sind allerdings erheblich. Während das Fahrrad in den Niederlanden (45 Prozent) und in China (33 Prozent) das mit Abstand am häufigsten genutzte Verkehrsmittel für kurze Strecken ist, greift in Deutschland nur jeder Fünfte bevorzugt zum Fahrrad (21 Prozent). Jeder dritte Deutsche legt kurze Entfernungen stattdessen lieber zu Fuß (33 Prozent) oder mit dem Auto (31 Prozent) zurück. In Spanien, Großbritannien oder den USA (jeweils sechs Prozent) wird das Rad jedoch noch deutlich seltener genutzt.
Je sicherer die Infrastruktur, desto häufiger wird das Rad genutzt
Auffällig ist, dass die Fahrradnutzung für Besorgungen oder den Arbeitsweg in solchen Ländern am höchsten ist, in denen es als sicheres Verkehrsmittel wahrgenommen wird, etwa in China oder den Niederlanden. Weltweit gibt mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten an, dass Radfahren am eigenen Wohnort zu gefährlich sei. Während dies nur auf einen geringen Anteil der Niederländer (14 Prozent) und Chinesen (34 Prozent) zutrifft, ist das Unsicherheitsgefühl in Lateinamerika, aber auch in einigen europäischen Ländern wie Italien (62 Prozent), Frankreich (61 Prozent), Spanien (60 Prozent) oder Großbritannien (57 Prozent) deutlich größer. Deutschland rangiert bei dieser Frage im oberen Mittelfeld: 42 Prozent der Bundesbürger bemängeln die Sicherheit im Radverkehr in ihrer Wohngegend.
Verkehrsplanung: Radverkehr sollte priorisiert werden
In den meisten untersuchten Ländern spricht sich daher auch eine deutliche Mehrheit (weltweit 64 Prozent) dafür aus, Fahrrädern bei neuen Infrastrukturprojekten gegenüber Autos den Vorrang zu geben. Auch in Deutschland wollen 53 Prozent der Befragten die Priorisierung des Radverkehrs bei neuen Straßen- und Verkehrsinfrastrukturprojekten in der eigenen Region. Erneut zeigt sich: Die Unterstützung für die Bevorzugung von Fahrrädern in der Verkehrsplanung überwiegt überall dort, wo eine klare Mehrheit die Auffassung teilt, dass Radfahren in der näheren Umgebung zu gefährlich ist.
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie „Cycling Across the World“, die anlässlich des Weltfahrradtages am 3. Juni 2022 durchgeführt wurde. Bei der Online-Umfrage wurden über 20.000 Personen aus 28 Ländern befragt. In Deutschland umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen.