Abstimmung in Brüssel 08.03.2024, 11:40 Uhr

Vaude kritisiert „Nein“ der EU zum Lieferkettengesetz

Das umstrittene EU-Lieferkettengesetz ist in der vergangenen Woche in der Abstimmung unter den Mitgliedstaaten gescheitert. Die Vaude-Chefin Antje von Dewitz äußert sich enttäuscht.
Antje von Dewitz
(Quelle: Vaude)
Die EU-Kommission will in Absprache mit dem Europäischen Parlament die Bedenken der Mitgliedstaaten ausloten. Ob das Vorhaben noch einmal neu verhandelt werden muss, bleibt somit offen, obwohl bereits im Dezember ein Kompromiss zwischen den Unterhändlern der beiden Institutionen erzielt worden war.
Kurzfristig war am Mittwoch eine erneute Abstimmung zum Lieferkettengesetz angesetzt worden. Mehrere Regierungen lehnten das Vorhaben ab, während die Bundesregierung sich zur Enthaltung entschied. Die Enthaltung Deutschlands war seit Wochen erwartet worden, insbesondere da Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner (beide FDP) das Gesetz ablehnen.
Das EU-Lieferkettengesetz soll sicherstellen, dass in der EU keine Waren verkauft werden, die durch Kinderarbeit produziert wurden oder unverhältnismäßige Umweltschäden verursachen. Wirtschaftsorganisationen befürchteten jedoch Bürokratie und Rechtsunsicherheit.
Der Entwurf geht in einigen Punkten über das deutsche Lieferkettengesetz hinaus, das bereits seit dem vergangenen Jahr gilt. Die Bundesregierung hatte sich ursprünglich für eine europäische Regelung eingesetzt, jedoch wurde das Gesetz zuletzt von einigen als unzumutbar für kleine und mittelständische Unternehmen befunden.

Antje von Dewitz kritisiert Entscheidung als falsch

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von Vaude, äußerte sich auf der Online-Plattform Linkedin enttäuscht über die Entscheidung des EU-Ministerrats und sagte, dass dies ein fatales Signal an die Wirtschaft sei, dass Investitionen in faire und umweltfreundliche Lieferketten nicht nötig seien. Die EU-Lieferkettenrichtlinie sei ein richtiger und wichtiger Schritt für eine gerechtere Zukunft und eine zukunftsfähige Ausrichtung der Wirtschaft.
Gegenüber SAZbike fügte von Dewitz hinzu, dass das Bewusstsein der Menschen über die Herausforderungen in den weltweiten Lieferketten täglich wachse und es von den Unternehmen zunehmend erwartet werde, transparent und verantwortlich zu agieren.
Lieferkettenmanagement sei eine moderne Business-Disziplin, die für Unternehmen notwendig sei, um in Zukunft zu bestehen. Durch das EU-Lieferkettengesetz könne für Waren, die nach Europa kommen, ein gewisser Qualitätsstandard hinsichtlich sozialer und ökologischer Aspekte gesetzt werden, der zugleich den europäischen Markt schützen würden. Insofern hätte das Lieferkettengesetz eine einzigartige Chance geboten, die EU vor Billigware aus China zu schützen.
„Durch ein Lieferkettengesetz werden alle Unternehmen zur Verantwortung verpflichtet. Indem Standards gemeinsam vorangebracht werden, sinken Kosten und Aufwand für die einzelnen Unternehmen, während sich die Wirkung zugleich um ein Vielfaches erhöht“, so Antje von Dewitz.



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