EU-Steuersenkung für Fahrräder 16.12.2021, 14:30 Uhr

Fachhandelsverbände äußern Skepsis zur Mehrwertsteuersenkung

Die EU will die Mehrwertsteuer für Fahrräder und Dienstleistungen senken. Zwei wichtige Fachhandelsverbände betonen: Der Fachhandel kann seine Probleme auch selber lösen.
Die EU will die Mehrwertsteuer für Fahrräder und Dienstleistungen dazu senken.
(Quelle: Shutterstock / Raff Master)
Am 8. Dezember kündigte die EU-Kommission an, dass die Mehrwertsteuer für Fahrräder und Dienstleistungen dazu sinken soll. Der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) und der Verbund Service und Fahrrad (VSF), äußern sich dazu zurückhaltend und betonen: Der Fachhandel kann seine Einnahmen eigenständig steigern. 
Hans-Peter Obermark, verantwortlich für die Mitgliederbetreuung des VDZ, teilt dazu mit: „Generell begrüßt der VDZ natürlich eine mögliche Mehrwertsteuersenkung und die damit zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung für das Fahrrad als eine der Mobilitätslösungen der Zukunft.
Wir können jedoch nicht unbedingt davon ausgehen, dass die vom EU-Rat gegebene Möglichkeit in Deutschland kurz- oder mittelfristig umgesetzt wird, da die vielen Vorhaben und Versprechen der jetzt regierenden Ampel-Koalition auch bezahlt werden müssen, was nun mal generell nicht mit Steuersenkungen zu bewerkstelligen ist. 
Außerdem könnte die Einführung einer Mehrwertsteuersenkung für bestimmte Produkte und Dienstleistungen wieder ein typisch deutsches ,Bürokratiemonster‘ entstehen lassen, welches durch einen erhöhten Aufwand den gewollten Effekt einer Mehrwertsteuersenkung größtenteils wieder egalisieren könnte. Zudem ist davon auszugehen, dass im Falle einer reduzierten Mehrwertsteuer, diese bereits von den Herstellern und Lieferanten mit einkalkuliert würde und so nicht wirklich eine Ersparnis beim Endverbraucher oder im Handel ankommen würde. Selbst in der momentanen Situation werden dem Handel sinkende Kalkulationen mit dem Vorwand ,Corona' erklärt..., bei gleichzeitig steigenden Gewinnen der Hersteller und Lieferanten. Warum sollte sich das also bei einer Mehrwertsteuersenkung ändern? 
Eine Verbesserung der Gehälter und Arbeitsbedingungen für die Mechaniker muss der Fachhändler durch einen verstärkten Fokus auf das Thema Werkstatt allgemein und mit allen seinen Facetten wie Organisation, Effizienz und Marketing erreichen! Ein paar Cent Margenverbesserung durch reduzierte Mehrwertsteuer wird da keinen großen Unterschied machen.“

VSF: Schulung statt Mehrwertsteuersenkung

Ähnlich argumentiert Uwe Wöll, Geschäftsführer des Verbunds Service und Fahrrad (VSF): „Erst einmal muss die beschlossene Reform durch das Europäische Parlament. Und dann müssen die Fahrradwirtschaft den Verkehrs- und Finanzminister davon überzeugen, diese Reform auch für Deutschland anzuwenden. Da sollten alle Verbände zusammenarbeiten – sonst wird das bei dieser Besetzung schwer.
Das Geld kommt selbstverständlich den Verbrauchern zugute. Das ist die Absicht und sollte auch nicht missbraucht werden. Alles andere würde der prosperierenden Fahrradwirtschaft einen erheblichen Imageschaden zufügen.“
Wöll betont auch, dass der Fahrradhandel damit nicht seine Probleme wie das zu niedrige Gehaltsniveau lösen kann: „Würden wir solche Anlässe nutzen um unsere Probleme zu lösen, hätten wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Die Stundensätze der ,VSF All ride‘-Werkstätten zum Beispiel sind bereits auf hohem Niveau, um Mechanikern angemessene Löhne zahlen zu können. Auch Effizienz spielt hierbei eine große Rolle. Insofern brauchen die Händler keine Mehrwertsteuersenkung um Personalprobleme zu lösen, sondern Schulungen.“



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