Regeln und Verkaufszahlen 24.11.2023, 11:28 Uhr

ZIV stellt erste vergleichende Studie zu Speed-Pedelecs in Europa vor

Der Verband ZIV hat eine Studie zur Kategorie der Speed-Pedelecs (E-Bike 45) in Europa vorgelegt. Darin wird die unterschiedliche rechtliche Behandlung in mehreren EU-Märkten erklärt.
Die Studie 
(Quelle: ZIV)
Im Rahmen der Studie wurden die unterschiedlichen Regulierungen und Erfahrungen mit den bis zu 45 Stundenkilometer schnellen Fahrzeugen in Deutschland, Belgien, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz durch das niederländische Beratungsunternehmen für nachhaltige Mobilität Mobycon untersucht.
Hintergrund der Studie ist zum einen, dass Speed-Pedelecs in vielen europäischen Ländern immer beliebter werden, was auch mit den Regulierungen zur Nutzung zusammenhängt. Dazu kommt, dass S-Pedelecs ein wichtiger Hebel für die Mobilitätswende sein können. Vor allem für Pendler und Pendlerinnen mit längeren Wegen wird mit den leistungsstarken S-Pedelecs eine gesunde und umweltfreundliche Alternative für den Pkw geschaffen. „Aus vielen Gesprächen, auch mit Experten und Expertinnen aus der Politik wissen wir, dass es einen großen Bedarf an Informationen zum Thema S-Pedelecs gibt“, sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork. „Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt viele wichtige Informationen zu Speed-Pedelecs im europäischen Vergleich komprimiert in einer Studie zusammenführen konnten, und damit eine umfassende und objektive Basis als Grundlage für Gespräche mit der Politik und wichtigen Anspruchsgruppen haben.“
Leitfragen der Studie waren: Welchen Regulierungen unterliegen S-Pedelecs in den untersuchten Ländern, gibt es ein auffälliges Unfallgeschehen, wo fahren sie am sichersten und was können wir für die Regulierung von S-Pedelecs von anderen Ländern lernen? 

Verkehrsregeln beeinflussen Verkaufszahlen 

Insgesamt sieht die Fahrradindustrie große Potenziale, mit der Kategorie der S-Pedelecs Lösungsangebote für nachhaltige Mobilität zu bieten, neue Kundengruppen anzusprechen und technische Innovationen voranzutreiben. Dass S-Pedelecs bei entsprechend anwenderfreundlichen Regeln, verbunden mit einer guten Infrastruktur hervorragend angenommen werden, zeigt zum Beispiel die Schweiz. Bei den Verkaufszahlen kamen S-Pedelecs zuletzt auf einen Marktanteil von ca. 20–25 Prozent im E-Bike-Markt. Zum Vergleich: In Deutschland, wo die Regeln für die S-Pedelec-Nutzung bislang sehr restriktiv sind, kamen S-Pedelecs in der Modellgruppe der E-Bikes im Jahr 2022 gerade mal auf einen Marktanteil von 0,5 Prozent, was einer Verkaufszahl von 11.000 Stück (2021: 8.000 Stk.) entspricht.
Anke Schäffner, die als Leiterin Politik und Interessenvertretung die Erstellung der Speed-Pedelec-Studie inhaltlich gesteuert hat, betont das Spannungsverhältnis zwischen dem Nutzen von S-Pedelecs als wichtigen Baustein für die Mobilitätswende und den vorhandenen, teilweise begrenzten Kenntnissen und oftmals antizipierten Gefahren. Hier gebe es Informationsbedarf. „Wir sehen bislang viel Halbwissen und Vorurteile, was die Nutzung von S-Pedelecs und potenzielle Gefahren mit Blick auf die Nutzenden selbst sowie andere Verkehrsteilnehmende, darunter vor allem Radfahrende und Zufußgehende, angeht. Die Studie bringt hier wichtige Erkenntnisse, die erstmals eine objektive Bewertung ermöglichen – auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen und gesetzlichen Regelungen aus den europäischen Nachbarländern.“

Nachhaltigkeit und Schutz von Fußverkehr

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Regulierung von Speed-Pedelecs in allen untersuchten Ländern im Spannungsfeld zwischen der Förderung emissionsfreier, nachhaltigerer Mobilität und dem Schutz der Menschen zu Fuß und auf konventionellen Fahrrädern bewegt. Während die Fahrzeugklasse EU-weit einheitlich ist (Fahrzeugkategorie L1 e-B), unterscheidet sich der Umgang zur Nutzung von Radinfrastrukturen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Zugangsvoraussetzungen stark zwischen den einzelnen Ländern. Die Studie hat dazu die Regeln in Deutschland, Belgien, Dänemark, den Niederlanden, und der Schweiz systematisch erfasst und übersichtlich gegenübergestellt. Dazu gibt es einen Überblick über die Unterschiede der regulatorischen Rahmenbedingungen, über zu erwartende Änderungen sowie verfügbare Studien und Evaluationsergebnisse. Methodisch ergänzte das Projektteam die Ergebnisse des Desk Researchs mit einer Reihe von Interviews.
Für den ZIV bildet die Studie eine wichtige Grundlage für die Positionierung und Formulierung von Forderungen mit dem Ziel, die Nutzung von S-Pedelecs in Deutschland attraktiver zu gestalten. Die Studie steht hier kostenlos zur Ansicht bereit.



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