Neue Verkehrsordnung
07.02.2022, 10:07 Uhr
Großbritannien ändert die Verkehrshierarchie
Mit einer neuen Verkehrsordnung will Großbritannien die Rechte von Radfahrenden und Fußgängern im Straßenverkehr stärken.
Großbritannien ändert die Verkehrsordnung zugunsten schwächerer Verkehrsteilnehmender.
(Quelle: Shutterstock / Chaz Bharj)
Mit den Änderungen will man die Position der schwächeren Verkehrsteilnehmenden stärken und das Ziel „Vision Zero“, also null Verkehrstoten, erreichen. Konkret werden die Autofahrenden durch einige Regeln stärker in die Verantwortung genommen. Beim Aussteigen ist der Schulterblick durch den „Holländer-Griff“ verbindlich, Radfahrer und Radfahrerinnen dürfen nur mit einem Abstand von 1,5 Metern überholt werden. „Es ist ein Konzept, das die Verkehrsteilnehmer, die im Falle einer Kollision am stärksten gefährdet sind, an die Spitze der Hierarchie stellt“, so der Kodex.
Das gilt für Radfahrende
Im Einzelnen verschiebt sich die Verantwortung. Je schneller und gefährlicher man unterwegs ist, umso mehr Verantwortung trägt man auch. Radfahrende werden ebenfalls ermahnt, gegenüber Pferden und Fußgängern Abstand zu halten und das Tempo zu verringern. Darüber hinaus sollen die Fahrradfahrenden mitunter in der Mitte der Fahrbahn fahren, vor allem dann, wenn sie sich Kreuzungen und Straßenverengungen nähern. Man will so verhindern, dass die Radfahrenden übersehen, an den Rand gedrückt oder beim Abbiegen überfahren werden. Ihnen wird ausdrücklich das Recht eingeräumt, nebeneinander zu fahren. Sie sollen es sogar machen, wenn sie in größeren Gruppen unterwegs sind oder wenn sich Kinder oder weniger erfahrene Fahrer und Fahrerinnen in der Gruppe befinden. Auch an Kreuzungen wird die Rechtslage präzisiert: Radfahrende, die geradeaus fahren wollen, haben Vorrang vor dem abbiegenden Verkehr – es sei denn, Verkehrszeichen geben etwas anders an. Neu ist, dass auch Fußgänger Vorrang vor dem abbiegenden Verkehr haben – also auch vor abbiegenden Radfahrenden.
Daran müssen sich Autofahrende halten
Autofahrende müssen so ihre Geschwindigkeit reduzieren, das Überholen bei Gegenverkehr wird deutlich erschwert. Außerdem dürfen die Radfahrenden Autos im Stau und zäh fließenden Verkehr rechts und links überholen. Eine explizite Pflicht, einen Radweg zu benutzen, gab es in Großbritannien anders als in Deutschland nie. Der neue Kodex stellt ausdrücklich klar, dass Radfahrer nicht verpflichtet sind, Radspuren und Wege zu benutzen. Und, dass es in ihrem Ermessen steht, sie zu nutzen, wenn es die „Fahrt sicherer und einfacher“ macht.
„Es sollte keinen Mut erfordern, mit Kindern eine Straße zu überqueren oder zur Schule zu fahren, aber manchmal fühlt es sich so an“, so der Verkehrsbeauftragte Chris Boardman. „Diese Änderungen der Straßenverkehrsordnung zeigen unsere Verantwortung füreinander und bekräftigen, was gute Verkehrsteilnehmer bereits tun. Diese Auffrischung bietet jedoch mehr als nur Orientierung, sie macht unsere Städte und Dörfer zu schöneren Orten zum Leben.“