Sichere Rad­wege feh­len 12.07.2024, 11:46 Uhr

UDV-Stu­die: Mehr schwere Fahr­ra­d­un­fälle auf Land­stra­ßen

Damit der Radverkehr außerhalb von Städten sicherer wird, sind mehr Radwege und geschützte Übergänge an Kreuzungen notwendig. Dies zeigt eine Studie der Unfallforschung der Versicherer zu schweren Radunfällen auf Landstraßen.
Unfalltest der UDV
(Quelle: Harald Almo­nat / UDV)
Vier tote und 58 schwerverletzte Radfahrende – das ist die Unfallbilanz einer durchschnittlichen Woche auf deutschen Landstraßen. Damit verunglücken hier knapp 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren, wie eine wissenschaftliche Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zu schweren Radunfällen auf Landstraßen zeigt. Der Anstieg folgt dem Trend, dass immer mehr Menschen Rad fahren. Viele Unfälle ließen sich aber vermeiden. „Das Hauptproblem ist, dass Radfahrende auf Landstraßen immer wieder übersehen werden“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. Häufigste Unfallursache sind Zusammenstöße mit Autos (41 Prozent), wobei Autofahrende den Unfall auch meist verursachen (59 Prozent). Jeder dritte schwere Radunfall außerorts passiert ohne weitere Beteiligte, etwa bei Stürzen.

Unfallschwerpunkt Kreuzung

Besonders gefährlich sind Kreuzungen, wo gut zwei Drittel der schweren Radunfälle (68 Prozent) stattfinden. Solche mit tödlichem Ausgang verursachen laut Polizei-Statistik Radfahrende zwar mehrheitlich selbst, etwa indem sie Autos die Vorfahrt nehmen. Jedoch ist dies häufig Folge fehlender geeigneter Sicherheitsmaßnahmen: „Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 Stundenkilometer fahren dürfen“, so Zeidler. Kritisch sind zudem Radwege, die in zwei Richtungen befahrbar sind. Radfahrende von rechts, die Vorfahrt haben, werden leicht übersehen. Die UDV fordert: Behörden sollten sichere Übergänge für Radfahrende schaffen, Sichthindernisse beseitigen und an schlecht einsehbaren Kreuzungen mit Radverkehr die Geschwindigkeit begrenzen.

Autos fahren von hinten auf

Auch entlang der Strecken, wo 32 Prozent der schweren Unfälle passierten, würden Radwege die Sicherheit verbessern. „Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn“, kritisiert Zeidler. „Doch auf Landstraßen gibt es keine Vorgabe wie in Städten, dass bei mehr als 50 Stundenkilometern der Autoverkehr vom Radverkehr zu trennen ist.“ An den Unfallstellen gelten weit überwiegend mindestens 70 Stundenkilometer. Häufig fuhren Autos bei schlechten Sichtverhältnissen, etwa im Schatten der Bäume oder bei Dämmerung, von hinten auf. Für den Radverkehr sollten bestehende Wirtschaftswege genutzt, vorhandene Radwege abseits der Straße ausgebaut oder neue angelegt werden.

Mehr gegenseitige Rücksichtnahme

Gleichzeitig mahnt die Unfallforscherin zu mehr Vorsicht und Rücksichtnahme: Autofahrer müssten auf Landstraßen jederzeit mit Radfahrern rechnen, bei geringer Sichtweite den Fuß vom Gas nehmen und bremsbereit sein. Radfahrende sollten bei der Tourenplanung möglichst schnell befahrene Landstraßen meiden und lieber sichere Umwege in Kauf nehmen. Helle, reflektierende Kleidung und Licht sorgen zusätzlich für mehr Sichtbarkeit. Bund, Länder und Verkehrssicherheitsorganisationen seien aufgefordert, mit gezielten Kampagnen für sicheres Radfahren außerhalb von Städten aufzuklären.

Über die Studie:

Für die Studie hat die UDV knapp 10.000 schwere Radunfälle auf Landstraßen in neun Bundesländern analysiert, knapp 400 Unfallhergänge im Detail untersucht und in 40 Vor-Ort-Audits Gelände, Sichtweiten sowie Geschwindigkeits- und Verkehrsvorgaben geprüft. Allein 2023 gab es außerorts 189 getötete und 2.996 schwerverletzte Radfahrende. Hier geht es zur ausführlichen Studie.



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