Wegen gesunkener Marktanteile
20.07.2018, 16:10 Uhr
EU erhebt Strafzoll auf China-Pedelecs
Die EU-Kommission hat vorläufigen Strafzoll in Höhe von 83,6 % auf Pedelecs aus China erhoben. Die Importeure der chinesischen E-Räder kündigen Protest an.
Ob dieser Zoll auch endgültig und rückwirkend auf bereits registrierte Importe erhoben werde, sei noch unklar, so Leva-EU, die Interessenvereinigung der 22 Importeure chinesischer Pedelecs. Diese Entscheidung treffe die EU-Kommission Ende des Jahres. Die belgische Leva-Managerin Annick Roetynck kommentiert: „Dies ist nur eine verlorene Schlacht, aber den Krieg haben wir nicht verloren.“ Nach ihrer Ansicht enthalte die Regel Unstimmigkeiten und Lücken. All dies werde gründlich dargelegt in der offiziellen Antwort des Kollektivs auf diese Maßnahme.
Moreno Fioravanti, Generalsekretär der European Bicycle Manufacturers Association (EBMA), begrüßt diese Entscheidung: Die Kommission habe die von der EBMA beklagten Dumpingpreise seitens der Chinesen bestätigt und auch den substanziellen Schaden auf Seiten der europäischen Hersteller festgestellt. Die Begründung dafür: Die EU-Hersteller hätten im untersuchten Zeitraum 23 % Marktanteil verloren, während der Markt um 74 % gewachsen sei. Die Importe aus China seien gar um 250 % gestiegen, der Marktanteil der Chinesen in der EU sei von 18 auf 35 % gestiegen. Bisher berief sich Leva-EU darauf, dass kein Schaden vorliege, weil auch die EU-Hersteller höhere Stückzahlen absetzen würden als früher. Die EBMA erklärt, dass die angeblich durch Dumpingpreise verlorenen Verkäufe nun nachgeholt werden könnten. Die provisorischen Maßnahmen seien ein wichtiger Schritt hin zu endgültigen Handelsbeschränkungen.
Die Kommission begründete ihre Schritte damit, dass ohne diese Maßnahme eine weitere Verschlechterung der ökonomischen Situation der EU-Hersteller wahrscheinlich sei. In ihrem offiziellen Journal schreibt die Kommission, dass es bei dieser Maßnahme nicht nur um den Preis des Produkts gehe. So sei Radverkehr angeblich ausgerechnet in den Nationen stärker ausgeprägt, wo auch Fahrräder und Pedelecs mehr kosten würden. Tatsächlich entscheide laut EU der Endkunde nämlich auch nach Auswahl, Qualität, Innovationsgrad und Service. Diese Kriterien basierten allerdings auf „fairem und offenen“ Wettbewerb. Um diesen also zu fördern, beschränkt die EU jetzt den Handel. Sie sieht die Interessen der Konsumenten nicht durch die vorläufige Handelsbarriere gefährdet. Tatsächlich förderten diese nämlich die Entwicklung von E-Rädern in der EU, was Umweltschutz und Mobilität verbessere.
Es ist nicht auszuschließen, dass als Reaktion darauf Hersteller ihre Produktion von China in andere Länder verlegen. Osteuropa ist ein immer wichtigerer Standort für die Fahrradbranche. Erst vor Kurzem hat Giant auch offiziell den Plan für ein Werk in Ungarn bestätigt.