BUND-Umfrage 29.11.2022, 10:20 Uhr

Hamburg erhält schlechtes Zeugnis für Radinfrastruktur

Einer aktuellen Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zufolge kommt die Stadt Hamburg beim Fahrradverkehr nicht voran. Zwei Drittel der Befragten bemängeln zu wenige sichere Radwege.
(Quelle: Shutterstock / Canetti)
Bei den Beurteilungen zu Radinfrastruktur in Hamburg stützt sich der BUND auf das „Mobilitätsbarometer“, eine bundesweite Befragung zum Mobilitätsverhalten im Auftrag von Allianz pro Schiene, des BUND-Bundesverbandes und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Dieses sieht Hamburg bundesweit als Schlusslicht bei der Fahrradinfrastruktur – noch hinter Berlin und weit hinter Bremen.
Nur 34 Prozent der Befragten beurteilen das Angebot an sicheren Radwegen in Hamburg als ausreichend. Noch schlimmer: 36 Prozent der Radfahrenden fühlen sich heute unsicherer als noch vor fünf Jahren. Etwas besser schneidet immerhin der ÖPNV ab. Dort fühlen sich 97 Prozent der Menschen gut angebunden mit Bus und Bahn. Damit liege die Hansestadt knapp hinter Bremen (98 Prozent), aber vor Berlin (93 Prozent). Luft nach oben sei jedoch noch bei der Taktung. So sei etwa jeder oder jede Zehnte (11 Prozent) unzufrieden mit der Anzahl der Abfahrten an der nächstgelegenen Haltestelle.

Rückschlag für Hamburg?

Für den Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks, der sich das Thema Radverkehr ganz oben auf seine Agenda gesetzt hat, dürften diese Ergebnisse ernüchternd sein. Dabei zeigen sich auch viele positive Entwicklungen, Hamburgs Reeperbahn erhält einen ersten Radweg, auch leuchtende Radwege sind im Gespräch und eine Grüne-Ampel-Welle für Radfahrende wurde ebenfalls bereits eingerichtet. 
Der stellvertretende BUND-Vorsitzende Martin Mosel vermutet, dass die grundsätzlich gute und ehrgeizige Radverkehrspolitik von Senator Tjarks ein schlechtes Image in der Bevölkerung hat, weil Radwege häufig auf Kosten des Baumbestandes anstatt im bestehenden Straßenraum ausgebaut werden. „Damit muss Schluss sein. Schließlich soll mehr Radverkehr einen großen Teil des Autoverkehrs überflüssig machen“, so Mosel.
Ein Sprecher der Verkehrsbehörde wies Mutmaßungen des BUND zum Thema Straßenbäume als nicht belegt zurück. Im Übrigen würden mit dem Ausbau der Velorouten deutlich mehr Bäume gepflanzt als gefällt. „In den vergangenen knapp 2,5 Jahren wurde im Rahmen des Veloroutenausbaus eine positive Baumbilanz erzielt: Wir haben ein Saldo von plus 202 zusätzlichen Bäumen.“

Forderungen des BUND

Damit Hamburg zur Fahrradstadt und die Verkehrswende Realität wird, braucht es laut BUND weit mehr als bisher getan wurde: Für die Steigerung des Radverkehrs bedürfe es einer guten Radinfrastruktur mit ausreichend Platz für jeweils den Rad- und den Fußverkehr. Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden biete nur eine konsequente räumliche Trennung der Verkehrsarten.
Für die repräsentative Studie befragte das Forschungsinstitut Kantar im Oktober mehr als 2.000 Menschen ab 14 Jahren in ganz Deutschland.



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